wie ich bei bild der wissenschaft: seit 1980. Wenn man den aktuellen Präsidenten Stratmann fragt, was sich bei der Max-Planck-Gesellschaft, kurz MPG, seit jenen Tagen verändert hat, antwortet er: „Eigentlich alles!“ Damals sei das eine sehr konservative Gesellschaft gewesen, geprägt von älteren Herren. Frauen hätte es in der Chefetage so gut wie gar nicht gegeben. Die meisten Institute hatten festes Personal, und die Doktoranden kamen im Wesentlichen aus Deutschland: „Es war eine Wissenschaftsorganisation, die in Deutschland beheimatet war und in Deutschland rekrutiert hat.“
Heute dagegen sei die Max-Planck- Gesellschaft eine Institution, die US- amerikanischen Forschungsuniversitäten stark ähnelt – mit Doktoranden und Postdocs aus aller Welt und Strukturen, die auch jungen Wissenschaftlern eine hohe Selbstständigkeit bieten. Und noch etwas habe sich verändert: „ Damals waren wir Max-Planck-Wissenschaftler längst nicht so stark der internationalen Konkurrenz ausgesetzt wie heute.“
Im Interview mit bild der wissenschaft (ab Seite 74) beantwortet der angesehe- ne Korrosionsforscher Stratmann alle Fragen frank und frei – ohne leergedroschene Worthülsen. Mehr noch: Er hat seine Äußerungen auch bei der Autori-sierungsschleife, die bei Interviews in Deutschland Brauch ist, nicht korrigiert oder entschärft. Sonst wird dabei oft ordentlich „geglättet“.
Am Rande unseres Gesprächs ging der neunte MPG-Präsident auch auf das Wechselspiel Wissenschaft/Wirtschaft ein. Mit lobenden Worten: „Wir haben in Deutschland im Bereich der großen Naturwissenschaften ein hervorragendes Umfeld: Ich kenne kein anderes Land, in dem Sie mit einem Abschluss in Physik, Informatik, Mathematik oder Chemie so tolle Berufschancen in der Industrie haben.“
Übrigens: Was sich im Journalismus/Wissenschaftsjournalismus seit 1980 getan hat, ist ähnlich spannend wie die Veränderungen bei der Max-Planck- Forschung. Doch davon ein andermal.