„Vor allem Typ-2-Diabetes lässt sich über die Ernährung günstig beeinflussen“, erläutert Monika Toeller, Leiterin des Bereiches Ernährung und Schulung am Deutschen Diabetesforschungszentrum der Universität Düsseldorf. Diabetes vom Typ 2 wird vorrangig in Folge falscher Ernährungs- und Lebensgewohnheiten ausgelöst. Bei der Krankheit werden die Körperzellen resistent gegenüber dem körpereigenen Insulin. Diabetes vom Typ 1 ist hingegen eine Autoimmunerkrankung, bei der die insulinproduzierenden Zellen im Körper zerstört werden.
Wie stark die Ernährung das Krankheitsbild verändern kann, zeigt eine Studie mit mehr als 5.000 Typ-2-Diabetikern aus Großbritannien: Bei rund 30 Prozent der Patienten normalisierte sich der Stoffwechsel, nachdem sie ihre Ernährung umstellten. Sie konnten ein normales Leben führen und auf Tabletten oder das regelmäßige Spritzen von Insulin verzichten. „Es ist allerdings nicht gesagt, dass der positive Effekt durch die Ernährung ein Leben lang anhält, wenn die Patienten nach einem gewissen Zeitraum wieder in alte Gewohnheiten verfallen“, warnt Toeller. Vielmehr müssten sich alle Diabetiker lebenslang angemessen ernähren.
Eine noch laufende finnische sowie eine amerikanische Studie bestätigen, dass der Lebensstil eine große Chance bietet, die Diabetes-Gefahr zu bannen: Mehr als 3.000 Patienten mit einer Vorstufe des Typ-2-Diabetes wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine davon stellte ihren Lebensstil in Sachen Ernährung und Sport um. Die zweite beließ alles beim Alten. Bei den Probanden mit verändertem Lebensstil konnte der Ausbruch der Krankheit in den ersten drei Jahren Laufzeit der Studie deutlich gesenkt werden: 14 Prozent aus dieser Gruppe erkrankten, in der Kontrollgruppe wurden dagegen mehr als doppelt so viele zuckerkrank.
Es gibt mittlerweile gesicherte Erkenntnisse, wie eine gesunde Ernährung für Diabetiker aussehen sollte. Doch nach wie vor kursieren auch ungeklärte Hinweise und strittige Empfehlungen. „Als gesichert gilt zum Beispiel, dass eine ballaststoffreiche Kost sich günstig auf den Stoffwechsel auswirkt“, berichtet Toeller. Das so genannte Langzeitblutzuckergedächtnis erholt sich, wenn Diabetiker reichlich Ballaststoffe verzehren.
Daher sollten die Betroffenen reichlich Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn-Getreide und Obst essen, empfiehlt die Forscherin. „Wie viel Ballaststoffe Zuckerkranke jeden Tag zu sich nehmen müssen, ist jedoch noch unklar. Es gibt allerdings Hinweise, dass es mindestens 30 Gramm täglich sein sollten“, sagt Toeller.
Als zweites zentrales Element einer angemessenen Diät für Diabetiker nennt Toeller die Fette. „Viele Diabetiker essen aus Angst vor dem Zucker stattdessen zu viel Fett und noch dazu häufig das falsche Fett,“ so die Medizinerin. Mit Nachdruck weist sie darauf hin, dass Zucker in Maßen kein Problem sei und auch der Blutzuckerwert dadurch nicht beeinträchtigt werde. Es sei überflüssig, teure Zuckerersatzstoffe zu konsumieren. Bei frischem Gemüse und Obst könnten die Patienten dagegen reichlich zugreifen, um den Bedarf an Kohlenhydraten, Ballaststoffen und Vitaminen zu decken.
Beim Fett käme es darauf an, das richtige auszuwählen. Positive Effekte auf das Krankheitsbild wurden mit ungesättigten Fetten erzielt, wie sie beispielsweise in Nüssen, Seefisch und Olivenöl vorkommen. „Eine kleine Handvoll Nüsse mehr als einmal pro Woche trägt auch zum Schutz vor Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei“, betont Toeller gegenüber ddp.
Auch Bewegung sei für Diabetiker sehr wichtig, um ihre Risiken für Folge- und Begleiterkrankungen zu senken. Dazu gehören zum Beispiel Augen- Nieren- sowie Nervenleiden, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Beschwerden. Vor allem die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinken bei gesunder Ernährung und mehr Bewegung deutlich ab.
„Der positive Einfluss günstiger Lebensgewohnheiten darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Diabetes an sich noch nicht geheilt werden kann“, führt Toeller aus. Im günstigsten Fall verschwindet das Leiden scheinbar, und der Betroffene kann ohne Insulin und Tabletten zu Rande kommen.