Diesmal wird die Venus jedoch über die Sonnenscheibe wandern. Dabei erscheint sie nur als kleiner Punkt, auch wenn der Planet mit einem Durchmesser von 12.100 Kilometern fast ebenso groß wie die Erde ist. Die dichte Kohlendioxid-Atmosphäre des Nachbarplaneten lässt die Temperaturen auf bis zu 500 Grad Celsius ansteigen. Der Luftdruck an der Oberfläche entspricht dem Druck in über 900 Meter Wassertiefe, und vom Himmel des unwirtlichen Planeten regnet es Schwefelsäure.
Die am 8. Juni stattfindende Mini-Sonnenfinsternis darf keinesfalls direkt mit den Augen oder gar mit ungeschützten Teleskopen beobachtet werden, warnt Rafael Lang von der Volkssternwarte Laupheim. Es drohen sonst schwere Augenverletzungen bis hin zur Erblindung. Die einfachste Beobachtungsmöglichkeit ist die Verwendung einer Spezialbrille, wie sie anlässlich der Sonnenfinsternis am 11. August 1999 millionenfach verkauft wurde. Allerdings ist die Venus auf diese Weise nur als winziges Pünktchen zu erkennen.
Sternfreunden, die nicht mehr im Besitz solch einer Brille sind oder die mehr sehen wollen, empfiehlt Lang, sich an eine öffentliche Sternwarte zu wenden. Dort werden Teleskopbeobachtungen mittels spezieller Filter oder Sonnenprojektoren unter fachkundiger Anleitung angeboten. Lang demonstriert das Prinzip eines solchen Sonnenprojektors: Das Bild der Sonne wird von einem Teleskop auf eine Leinwand geworfen und kann so gefahrlos beobachtet werden.
Das können Sternfreunde auch selbst ausprobieren: Ein Feldstecher oder ein Fernrohr wird an einem Stativ befestigt und anhand des Schattenwurfs des Instruments auf die Sonne ausgerichtet. Das Bild der Sonne wird dann auf ein am Boden liegendes Stück Pappe projiziert. Der Abstand zwischen Okular und Pappe und die Schärfeeinstellung des Instruments werden so lange variiert, bis ein scharfes Bild entsteht.
Die Beobachtungen von Venustransiten haben eine lange Tradition. Erstmals gelang es 1639 zwei Amateurastronomen, das seltene Himmelsereignis zu verfolgen. Der Astronom Edmond Halley entwickelte für den Transit 1761 eine Methode zur Bestimmung der Entfernung der Sonne: Der Transit beginnt und endet für zwei weit entfernte Beobachter durch die verschiedenen Beobachtungswinkel zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Hieraus lässt sich der Sonnenabstand errechnen.
Mehrere Expeditionen wurden in alle Welt geschickt, um den Transit zu beobachten. Die Uhren waren zu dieser Zeit allerdings noch zu ungenau für eine präzise Messung. Zudem lässt sich der genaue Beginn und das Ende des Transits nur schwer abzuschätzen.
Eine deutsche Expedition nach Sumatra konnte den Transit wegen schlechten Wetters nicht beobachten. Um nicht acht Jahre später erneut auf die lange Reise gehen zu müssen, entschlossen sich die Teilnehmer, bis zum nächsten Transit auf der Insel auszuharren. Doch auch die Beobachtungen der nächsten Venustransite von 1769 und 1874 brachten kein eindeutiges Ergebnis. Erst im Jahre 1882 gelang eine annähernd genaue Bestimmung des Sonnenabstands mit 149.595.000 Kilometern.
Auch heute können sich Sternfreunde auf die Spuren der früheren Entdecker begeben und sich an der Bestimmung des Sonnenabstands versuchen. Die Europäische Südsternwarte hat hierzu einen Wettbewerb für Amateurastronomen ausgeschrieben. Wissenschaftlich dürften die Ergebnisse jedoch kaum von Bedeutung sein, denn durch Radarmessungen ist es den Astronomen heute möglich, die mittlere Entfernung der Sonne sehr genau zu messen: Sie beträgt 149.597.870 Kilometer.