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Sporternährung: Was ist dran an Eiweißpulver, L-Carnitin und Co?

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Sporternährung: Was ist dran an Eiweißpulver, L-Carnitin und Co?
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L-Carnitin, Mineralstoffe, Vitamine und Eiweiße: Nahrungsergänzungsmittel haben Hochkonjunktur. Die Pülverchen, Getränke und Tabletten werden von Werbung und Fitnesspäpsten als essenziell notwendig angepriesen, dem Sportler im Fitnessstudio und im Internet zu teils horrenden Preisen angeboten. Doch was ist dran an den Stoffen, die eine vermeintliche Unterversorgung gezielt verhindern oder Leistung und Fettverbrennung steigern sollen? Fest steht: Wissenschaftlich belegt sind die versprochenen Wirkungen für den Freizeitsportler kaum.

Angeblich stichhaltige Gründe für L-Carnitin und Co finden Hersteller und Befürworter jedoch zuhauf. L-Carnitin zum Beispiel soll die Fettverbrennung steigern. Der Stoff wird auch natürlich im Körper gebildet und sogt dafür, dass Fette in die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle, gelangen, wo sie verbrannt werden. Frei nach dem Motto „viel hilft viel“ soll L-Carnitin also helfen, lästiges Fett loszuwerden. Thema Antioxidantien: Bei körperlicher Belastung entstehen vermehrt so genannte freie Radikale, die den Körperzellen schaden können. Da Antioxidantien wie die Vitamine A, C und E freie Radikale abfangen können, werden sie häufig als Nahrungsergänzungen für Sportler angepriesen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält jedoch nicht viel von derartigen Pülverchen und Tabletten. „Bei einer gesunden, ausgewogenen Ernährung bekommt der Körper alles, was er braucht“, sagt Isabelle Keller von der DGE. Grundsätzlich gelten für den Sportler die Prinzipien einer vollwertigen Ernährung: Eine fettarme, abwechslungsreiche Kost mit einem hohen Anteil komplexer Kohlenhydrate und reichlich Gemüse und Obst tut es auch. Probleme können allerdings bei einem plötzlichen Wechsel in der Aktivität auftreten, bei kurzzeitigen Belastungen wie zum Beispiel einer Woche Skiurlaub, warnt Klaus Völker, Professor für Sportwissenschaft an der Universität Münster. Der Organismus kann diese Zusatzanstrengung nicht ad hoc ausgleichen. Das mit Antioxitantien und Mineralstoffen wie zum Beispiel Magnesium abzupuffern, sei durchaus sinnvoll. Für Sportler, die regelmäßig ihr Programm absolvieren – etwa zweimal pro Woche Joggen – machen solche Produkte dagegen wenig Sinn, sagt Völker. Der Körper passt sich an die zusätzliche Belastung an, lernt zum Beispiel, freie Radikale abzufangen.

Wenig empfehlenswert ist laut wissenschaftlicher Studien auch die Einnahme von L-Carnitin. In keiner einzigen fundierten Untersuchung konnte die Wirksamkeit des Stoffes nachgewiesen werden. Zwar ist seine Rolle in der Fettverbrennung unumstritten, doch wird L-Carnitin bei seiner Aufgabe kaum verbraucht und kann wiederverwertet werden. Wenn nicht gerade eine Mangelsituation vorliegt, bringt ein Mehr an L-Caritin keinen Effekt. Dass ein Mangel entsteht, ist allerdings extrem unwahrscheinlich. Höchstens Veganer, die den Verzehr jeglicher tierischer Produkte ablehnen, könnten laut Experten zu wenig L-Carnitin zu sich nehmen.

Auch Eiweiß-Produkte braucht der Breitensportler mit Sicherheit nicht. „Unsere übliche Ernährung deckt auch den Eiweißbedarf von Sportlern ab“, heißt es in einem Bericht des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg. Die durchschnittliche deutsche Mischkost enthalte mit 100 Gramm pro Tag mehr als genug Proteine. „Das reicht sogar für intensivsten Sport – zum Beispiel, um hundert Kilometer in einer Woche zu laufen“, meint Privatdozent Frank Döring vom Institut für Ernährungswissenschaften an der Technischen Universität München. Insgesamt sieht der Ernährungswissenschaftler kaum Bedarf für teure Nahrungsergänzungsmittel. Mit einem Vitaminmangel sei unter der deutschen Bevölkerung kaum zu rechnen. „Wir waren noch nie so gut durch die ganz normale Ernährung mit Vitaminen versorgt.“

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Nur für ganz wenige Stoffe existieren laut Experten deutliche Hinweise für eine Leistungssteigerung. Zum Beispiel für Kreatin. Schnellkraftsportlern wie beispielsweise Sprintern erlaubt die Substanz tatsächlich ein intensiveres Training und steigert damit die Leistung, erklärt Döring. Kreatin wird im menschlichen Körper mit einer Phosphatgruppe zu Kreatinphosphat zusammengesetzt. Diese Verbindung ist eine wichtige Energiequelle und ermöglicht eine kurzzeitige intensive Muskelarbeit. Doch Nebenwirkungen wie etwa Gewichtszunahme sind nicht ausgeschlossen, und Langzeitstudien gibt es bislang nicht. Mit ganz normaler Ernährung kommt der Freizeitsportler gut über die Runden. Er muss sich keine Sorgen um seinen Körper machen und zu überteuerten Mitteln greifen. Und anstatt Isotonischer Durstlöscher tut es immer noch die gute alte Apfelsaftschorle.

ddp/bdw – Cornelia Pfaff
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