Der Mensch ist ein wandelnder Lebensraum: In und auf uns leben Myriaden von Mikroorganismen – so auch unter unseren Armen. Einigen Arten dient hier der Schweiß als Nahrung. Sie bauen darin gelöste Stoffe ab und verwandeln sie in die berüchtigten flüchtigen Substanzen. Deodorants und Antitranspirants stemmen sich diesem Prozess entgegen, indem sie entweder die Stinke-Bakterien abtöten oder die Schweißdrüsen blockieren, damit weniger Futter für die Mief-Produktion vorliegt. Doch diese Konzepte haben Nachteile: Durch die antimikrobielle Wirkung wird die gesunde Hautflora beeinträchtigt und auf Drüsen-blockierende Substanzen reagieren viele Menschen mit Entzündungen.
Anrüchige Gene identifiziert
Forscher der University of New York haben sich nun erneut intensiv mit den Grundlagen des Schweißgeruchs befasst. Dazu ermittelten sie zunächst unter 150 Achsel-Bakterienstämmen, bei welchen es sich um besonders intensive Stinker handelt. Bei den Spitzenreitern identifizierten sie dann schließlich Gene, die Stoffe bilden, die wiederum an der Produktion sogenannter Thioalchohole beteiligt sind. Diese Substanzen sind bereits für ihr übles Aroma bekannt. Sie sind beispielsweise ein markanter Bestandteil des berüchtigten Verteidigungssekrets des Stinktiers. Ihre Bedeutung als Verursacher von Schweißgeruch beim Menschen war ebenfalls bereits bekannt – nicht allerdings, welche Mechanismen zur Produktion von Thioalchoholen führen.
Um zu bestätigen, dass es sich bei den verdächtigten Genen tatsächlich um buchstäblich anrüchige Erbanlagen handelt, übertrugen sie die Forscher in das geruchsneutrale „bakterielle Versuchskaninchen“ Escherichia coli. Diese mit den „Stink-Genen“ ausgerüsteten Mikroben kultivierten sie anschließend auf Nährmedien, die menschliche Schweißsubstanzen enthielten. Das Ergebnis war offenbar nicht zu überriechen: Die Test-Bakterien entfalteten im Labor ein Schweißgestanks-Inferno.
Neue Deos in Sicht?
„Unsere Ergebnisse haben das Verständnis der biochemischen Prozesse, die für die Bildung von Schweißgeruch verantwortlich sind maßgeblich vorangebracht“, resümiert Dan Bawdon von der University of York. „Dies eröffnet neue Möglichkeiten, die Entstehung des unangenehmen Geruchs zu unterbinden, indem man Substanzen entwickelt, die gezielt Schlüsselproteine in der Entstehungskette blockieren“, erklärt der Forscher. Entsprechende Deodorants müssten dann Bakterien nicht mehr abtöten oder Schweißdrüsen verschließen. Dies wäre ein Segen für die vielen Menschen, die gut riechen möchten ohne unter Hautproblemen leiden zu müssen.