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Kurios: Über 300 Jahre altes Kamelskelett in Österreich entdeckt

Geschichte|Archäologie

Kurios: Über 300 Jahre altes Kamelskelett in Österreich entdeckt
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Credit: Photo: Alfred Galik/Vetmeduni Vienna
Kein Pferd oder eine große Kuh, wie anfangs angenommen – das war ein Kamel! Archäologen haben im niederösterreichischen Tulln ein komplettes Kamelskelett aus dem 17. Jahrhundert ausgegraben. Ihre Erklärung für den kurios wirkenden Fund lautet: Das Wüstenschiff kam im Rahmen des zweiten Türkenkrieges nach Österreich. Genetische Analysen ergaben, dass es sich um einen männlichen Hybriden handelte: Seine Mutter war ein Dromedar und sein Vater ein Trampeltier.

Der Fund ist Bauarbeiten zu einem Einkaufszentrum in Tulln zu verdanken: Dabei tauchten archäologisch interessante Objekte auf, denen sich österreichische Archäologen sofort im Rahmen einer Rettungsgrabung widmen. Unter den Funden waren auch die Knochen eines großen Säugetiers. „Das erst teilweise freigelegte Skelett wurde ursprünglich für ein Pferd oder ein großes Rind gehalten“, erinnert sich der Archäozoologe Alfred Galik von der Veterinärmedizinischen Universität Wien . „Ein Blick auf die Halswirbelsäule, den Unterkiefer und die Mittelhand- und Mittelfußknochen brachte allerdings sofort Klarheit: Es handelte sich um ein Kamel.“

Wie strandete das Wüstenschiff in Österreich?

Durch die Beifunde konnten die Archäologen das Alter des Skeletts einschätzen: Sie entdeckten ein Fläschchen „Theriakum“ – ein mittelalterliches Allheilmittel aus der „Apotheke zur Goldenen Krone“. Diese Apotheke existierte in Wien von 1628 bis 1665. Ebenso ordnete ein sogenannter „Rechenpfenning“ aus der Zeit König Ludwig XIV den Fund in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts ein. Diese Datierung legte nahe, dass das exotische Tier im Rahmen des zweiten Türkenkrieges nach Österreich gekommen war.

Neben Pferden waren Kamele wichtige Reit- und Transporttiere im Osmanischen Heer, erklären die Forscher. Im Bedarfsfall diente ihr Fleisch auch als Nahrung für die Armee. Das in Tulln gefundene Skelett war jedoch vollständig. „Das Tier wurde also nicht geschlachtet und in seine Einzelteile zerlegt. Es stammte möglicherweise aus einem Tauschhandel“, so Galik. „Für die Tullner Bevölkerung war das Tier mit Sicherheit sehr exotisch. Womit man so ein Tier füttert und ob es zum Verzehr geeignet wäre, war den Bewohnern Tullns wahrscheinlich unklar. Vielleicht starb das Kamel eines natürlichen Todes und wurde deshalb anschließend ungenutzt vergraben.“, spekuliert Galik.

Das exotische Tier war ein Kamel-Hybrid

Um noch mehr über das ungewöhnliche Skelett zu erfahren, führten die Forscher umfangreiche DNA-Analysen durch. Sie offenbarten: Es handelte sich bei dem Tier um eine männliche Kreuzung aus Dromedar und Trampeltier. Ähnlich wie bei der Kreuzung von Pferd und Esel – dem Maultier – besaßen diese Kamel-Hybriden günstige Eigenschaften: „Zur damaligen Zeit war diese Kreuzung nichts Ungewöhnliches. Hybriden waren genügsamer, ausdauernder und größer als ihre Mutter- und Vatertiere. Für das Heer waren diese Tiere also besonders geeignet“, erläutert Galik.

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Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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