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Das Aussterben der Mammuts bleibt ein Geheimnis

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Das Aussterben der Mammuts bleibt ein Geheimnis
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Mammuts, die zotteligen Riesen der Eiszeit, bevölkerten einst große Teile der Erde. Doch mit dem Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren verschwanden sie in kurzer Zeit. Bis heute rätseln Forscher auf der ganzen Welt, was die Giganten so plötzlich ausgerottet hat. Führte eine Klimaveränderung zu ihrem Aussterben? Wurden sie zu Tode gejagt? Oder schleppten Menschen eine tödliche Krankheit ein? Noch haben die Wissenschaftler keine eindeutige Antwort gefunden.

Die Großsäuger mit dem zottigen Fell hatten über viele Jahrtausende die sogenannte Mammutsteppe, das Grasland der Eiszeit, bevölkert. Als die Kälteperiode zu Ende ging, zogen sie mit den zurückgehenden Gletschern nach Norden. Ihre Nahrungsquellen fielen der Erwärmung zum Opfer, und die Riesen mit den über vier Meter langen Stoßzähnen verschwanden von der Bildfläche.

Neben dieser Theorie, die viele Wissenschaftler auch in Deutschland vertreten, gibt es weitere Spekulationen über das Aussterben der Mammuts. Die so genannte „Overkill-Hypothese“ geht davon aus, dass eiszeitliche Jäger die Mammuts ausgerottet haben. Paul Martin, ehemaliger Professor der Geowissenschaften an der Universität von Arizona, vertritt diese Theorie. Er sieht es nicht als Zufall an, dass die Tiere gerade dann ausstarben, als der Mensch auf den Plan trat.

Die Menschen, die vor über 11.000 Jahren von Asien nach Nordamerika wanderten, waren fortschrittliche Jäger. Sie gingen in der Gruppe auf Jagd und konnten so auch überlegene Gegner erlegen. Im Norden Amerikas betraten sie einen wahren Garten Eden. Die dort lebenden Tiere hatten noch nie Menschen gesehen und hatten demnach auch keine Angst vor ihnen. Die erfahrenen Jäger fanden leichte Beute. Als die Zahl der Menschen wuchs, mussten sie intensiver jagen und brachten den Mammuts so den Untergang, argumentiert Martin weiter. Der Mammut-Forscher Ross MacPhee vom Amerikanischen Naturhistorischen Museum in New York bezweifelt hingegen, dass diese Theorie das Aussterben der Mammuts ausreichend erklären können. MacPhee hält es schlichtweg für unrealistisch, dass der Mensch mit ein paar mickrigen Steinwerkzeugen mehr als ein paar vereinzelte Tiere erlegt haben soll. Auch den Klimawechsel macht er nicht verantwortlich für das Sterben der Großsäuger. Die Mammuts hätten vorher schon drastischere Klimaänderungen überlebt. Der Forscher ist davon überzeugt, dass es eine bessere Erklärung gibt: Er hält es für möglich, dass die Menschen aus Asien einen Krankheitserreger, zum Beispiel ein Virus, mitgebracht haben, das den Eiszeitriesen in Nordamerika den Garaus machte. Auf diesen Gedanken kam MacPhee, als er einen Artikel über einen Ebola-Ausbruch in Afrika las. Diese Krankheit verbreitet sich überaus schnell und endet meist tödlich.

MacPhee fragte sich, ob das der Schlüssel sein könnte, das Aussterben der Mammuts zu erklären und machte sich auf die Suche nach Beweisen. Die Wrangel-Insel, nordwestlich der Bering-Straße in der russischen Tschuktschensee gelegen, ist einer der letzten Orte, an denen Mammuts gelebt haben und eine Fundgrube für Mammut-Forscher. Die beständige Kälte des Permafrostbodens sorgt dafür, dass Knochen hier gestorbener Tiere überaus gut erhalten bleiben.

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Genauso würde die ewige Kälte auch ein Virus einfrieren, hoffte MacPhee. Von seiner Expedition zur Wrangel-Insel im Jahr 1998 brachte er 19 Knochen mit, die er zusammen mit dem New Yorker Virologen Preston Marx vom Aaron Diamond Aids-Forschungszentrum untersuchte. Sie suchten nach Spuren von Erbinformationen, die von einem Virus stammten. Die Arbeit war zumindest teilweise von Erfolg gekrönt: Außer dem Mammut-Erbgut fanden die Forscher auch Erbgut von Viren. Dabei handelte es sich um eine Virusart, die man als endogenen Retrovirus bezeichnet. Diese Viren kommen jedoch in vielen Säugetieren vor, ohne ihnen zu schaden. Manche findet man sogar in den heutigen Elefanten. Sie konnten also kaum für die Auslöschung der Art verantwortlich sein. Über diese Untersuchungen berichten MacPhee und seine Kollegen im Fachmagazin „Molecular Biology and Evolution“.

Aber MacPhee gewinnt dem Ergebnis auch etwas Positives ab. Die Entdeckung habe gezeigt, dass es überhaupt machbar ist, in uralten Knochen Erbgut von Viren zu finden. „Nun sind wir bereit für den nächsten Schritt. Wir werden nach direkten Beweisen für Krankheitserreger suchen“, kündigt der Forscher an. Der Leiter der Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar, Dr. habil. Ralf-Dietrich Kahlke, bezweifelt die Theorie seines Kollegen: „Die Mammuts sind nicht alleine ausgestorben, sondern weltweit viele der großen Säuger.“ Er sei zwar kein Virologe, aber er kenne keinen Virus, der sich so ausgreifend auf so unterschiedliche Tiergruppen auswirken kann. Zudem seien die Tiere auf verschiedenen Kontinenten ausgestorben, was ebenfalls gegen die Virus-Theorie spricht. „Ich sehe den Hauptgrund für das Aussterben der Mammuts in einem Klimawechsel, der das gesamte Ökosystem veränderte“, sagt Kahlke. „Jagdliche Aktivitäten seitens des Menschen dürften das Aussterben höchstens lokal um einige Jahrhunderte beschleunigt haben.“

Cornelia Pfaff
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