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Sarissa – die Heimat des Wettergottes

Geschichte|Archäologie

Sarissa – die Heimat des Wettergottes
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Erstmals lokalisierten Archäologen eine hethitische Provinzstadt. Vor 3.500 Jahren war das Hethiter-Reich die zweite Großmacht neben Ägypten. Es ging allerdings so komplett unter, dass es aus der Historie verschwand und erst vor 100 Jahren neu entdeckt wurde.

Die archäologischen Funde in der Hauptstadt der Hatti – eine weitläufige Tempelstadt, ein Palast, Wohngebäude und Tausende von Keilschrifttexten („Der Brief aus Bronze“, bild der wissenschaft 6/1994) – sind so überwältigend, daß man sich wundert, wie das mächtige Reich schon in der klassischen Antike in Vergessenheit geraten konnte: Im zweiten vorchristlichen Jahrtausend war es neben dem beständigen Ägypten und dem gerade absteigenden Babylonien die dritte Großmacht im Vorderen Orient. Von den neun Städten der bronzezeitlichen Schwurgötter wurde erst eine, das heutige Aleppo, identifiziert. Nun hat der Marburger Archäologe Prof. Andreas Müller-Karpe eine zweite der Gewährsstädte entdeckt – Sarissa in der Südosttürkei.

1992 hatten die Ausgrabung mit einem Glücksfall begonnen: Auf der Suche nach einem Grabungsplatz stolperte Müller-Karpes Frau Vuslat auf dem Kusakli-Hügel über eine Tontafel mit Keilschrift. Die Scherbe beschrieb, welche Opfergaben für das Fest eines bestimmten Gottes dargebracht werden sollten. Wo solch ein eindeutiges Indiz offen herumliegt, so die Archäologen-Schulbuchweisheit, da ist noch mehr zu finden – „eine irrsinnige Chance“, wertete der Marburger Frühgeschichtler.

1993 startete Müller-Karpe mit den ersten Ausgrabungen und legte ein 50 mal 36 Meter großes Gebäude – vermutlich einen Tempel – und eine Wohnsiedlung frei. Im Jahr darauf steckten die Ausgräber auf der alten Akropolis 100 Suchquadrate ab. Bereits nach einer halben Stunde wurde Müller-Karpe mit 46 Bruchstücken beschrifteter Tontafeln fündig. In den Texten tauchte immer wieder der Name „Sarissa“ auf. Den Herzschlag beschleunigten vor allem zwei Textfragmente, die ausführlich das zweimal jährlich stattfindende Fest des örtlichen Wettergottes beschrieben. Das gab dem beglückten Ausgräber die Gewißheit, den verschollenen hethitischen Ort aufgespürt zu haben – Sarissas Wettergott und sein Festival sind auch in den Archivtexten der Metropole verzeichnet.

Sarissa war auch in seiner Blütezeit keine politisch bedeutsame Stadt und lag nicht als Kontrollpunkt an einer der wichtigen Handelsrouten des antiken Orients. Aber sie war, so weisen es die Archivtexte von Hattusa und die archäologischen Grabungen aus, ein wichtiges Heiligtum von Hatti.

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Den religiösen Rang des antiken Provinznestes Sarissa belegt schon der Tempel auf der Nordterrasse, der zu den größten des ganzen Reiches gehört. Noch bedeutsamer ist das „Gebäude C“ im Südosten der Siedlung, zweifelsfrei ein Kultbau. Mit 76 Meter Länge und 74 Meter Breite, 84 Räumen allein im Erdgeschoß und 4660 Quadratmeter Fläche ist er doppelt so voluminös wie der Große Tempel in der Hauptstadt Hattusa. Müller-Karpe ist überzeugt: „Das war der Tempel des Wettergottes.“

Michael Zick
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