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Der Flaschengeist

Allgemein

Der Flaschengeist

Baron Hieronymus von Münchhausen zündete sich seine Pfeife an. Dann begann er zu erzählen: „Im Sommer des Jahres 1763 ritt ich auf einem Kamel von Tunis aus quer durch die Sahara, um auf dem kürzesten Weg zum Tempel von Karnak am Nil zu gelangen. Ich war schon über eine Woche unterwegs, als ich eines Abends Abu Telfan erreichte. Die kleine Oase war menschenleer. Darum schlug ich mein Nachtlager direkt am Brunnen auf. Als ich Kameldung für ein Feuer sammelte, sah ich in den letzten Sonnenstrahlen des Tages etwas im Sand aufblitzen. Neugierig trat ich näher und fand eine Flasche, die halb im Sand verborgen war. Ich grub sie aus und zog ihr den Stöpsel aus dem Hals. Aber das hätte ich besser nicht getan.”

Münchhausen nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife. Dann fuhr er fort: „Kaum war die Flasche offen, quoll dichter blauer Rauch heraus, der sich zu einem wohl fünf Klafter großen Dschinn formte. Der Flaschengeist schwebte über der Oase und sah mit bösem Blick auf mich hinab. ,Menschlein, du bist des Todes!‘, rief er mit donnernder Stimme und hielt plötzlich ein großes Krummschwert in der Hand. ,Entschuldigt bitte, hochverehrter Geist, aber damit bin ich nicht einverstanden‘, sagte ich höflich. ,Soweit ich weiß, müsst Ihr mir drei Wünsche erfüllen, weil ich Euch aus der Flasche befreit habe, und mir lebenslang treu dienen.‘ Der Dschinn begann so laut zu lachen, dass sich die Palmen bogen. ,Das sind nur Ammenmärchen, die Kindern erzählt werden.‘ Unversehens war sein Schwert verschwunden – und er hielt zwei Schatullen aus Ebenholz in den Händen, die er auf den Boden stellte. Dazu legte er viele kleine steinerne Kugeln, insgesamt 144. Die eine Hälfte war aus weißem Marmor, die andere aus schwarzem Obsidian.

Meine Herren, wie Sie sicherlich wissen, spielen Flaschengeister gerne mit ihren Opfern, wie Katzen mit Mäusen, bevor sie sie fressen. Dies war bei meinem Dschinn nicht anders. Er schlug mir vor, mit ihm um mein Leben zu spielen. ,Du kannst die 144 Kugeln so auf die beiden Schatullen verteilen, wie du möchtest. In jede Schatulle musst du aber mindestens eine Kugel legen. Dann wird per Los eine der beiden Schatullen ausgewählt und beiseite gestellt. In die andere Schatulle darfst du mit verbundenen Augen greifen und eine Kugel herausnehmen. Ist sie weiß, schenke ich dir dein Leben, ist sie schwarz, stirbst du.‘ ,Abgemacht – aber nur wenn Ihr in die Flasche zurückkehrt, wenn ich gewinne‘, entgegnete ich.

Damit war der Dschinn einverstanden, und ich verteilte die Kugeln so auf die Schatullen, dass meine Gewinnchance möglichst groß war. Dann losten wir eine Schatulle aus, und ich zog eine Kugel. Ich hatte Glück: Sie war weiß. Der Dschinn stieß einen gotteslästerlichen Fluch aus und löste sich wieder in blauen Rauch auf, der sich in die Flasche zurückzog. Ich verschloss die Flasche, vergrub sie tief im Wüstensand und legte mich zur Ruhe.”

Wissen Sie, wie groß Münchhausens Überlebenswahrscheinlichkeit bei einer optimalen Kugelverteilung war?

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So machen Sie diesen Monat mit

Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Schicken Sie bitte Ihre Lösung auf einer Postkarte bis zum 31. Mai 2015 an:

bild der wissenschaft, Kennwort „Cogito 5|15″

Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen

oder per E-Mail an: cogito@konradin.de

Die Lösung und die Namen der Gewinner werden im August-Heft 2015 auf der Leserbrief-Seite veröffentlicht.

Sonstige Zuschriften zu Cogito bitte an: wissenschaft@konradin.de

… und das gibt es zu gewinnen

Unter den Einsendern der richtigen Lösung wird fünf Mal das Buch „Vom Gottesteilchen zur Weltformel” von bdw-Redakteur Rüdiger Vaas ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der größten Maschine der Menschheit wurde das legendäre Higgs-Boson entdeckt. Physiker fahnden nach den Grundbausteinen der Natur, nach Antiteilchen aus dem All und nach der Dunklen Materie – dem unsichtbaren Dirigenten im Universum. Und sie suchen eine Erklärung für den Urknall und die Einheit aller Kräfte. Das Buch spannt den Bogen vom Allerkleinsten zum Allergrößten, analysiert die aktuellen Erkenntnisse der Teilchenphysik und Kosmologie und berichtet über die Suche nach dem Code der Natur, der Vielfalt schafft und vielleicht sogar ein Schlüssel zu anderen Universen ist – die passende Lektüre zum Neustart des Large Hadron Colliders am CERN. Mehr unter: www.kosmos.de

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