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Erstmals geklonte Ferkel – Durchbruch für Organverpflanzung?

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Erstmals geklonte Ferkel – Durchbruch für Organverpflanzung?
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Schottische Forscher haben erstmals Schweine nach dem «Dolly-Verfahren» aus einer erwachsenen Sau geklont. Wie das Forschungsinstitut PPL Therapeutics in Edinburgh mitteilte, wurden bereits am 5. März in den USA fünf gesunde geklonte Ferkel geboren. Die Forscher erhoffen sich davon einen Durchbruch bei der Transplantation von Tierorganen auf den Menschen. Das dem PPL angeschlossene Roslin-Institute hatte der Welt bereits im Februar 1997 das sieben Monate alte Schaf Dolly präsentiert, das erste aus einer Körperzelle geklonte Säugetier.

Die identischen Ferkel Millie, Christa, Alexis, Carrel und Dotcom erblickten in Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia das Licht der Welt. Unter Leitung von PPL-Direktor Ron James waren dort in einer Forschungsanlage einer Sau die geklonten Eizellen eingepflanzt worden. Die US-Regierung ist an der Finanzierung des Klonprojekts beteiligt.

Als Klonen bezeichnen Wissenschaftler die Produktion identischer Lebewesen mit biotechnischen Methoden. Das ist bei Pflanzen, Tieren und Menschen möglich. Im Fall des Schafs Dolly hatten schottische Forscher erstmals ein ausgewachsenes Säugetier reproduziert. Das Klonen von Menschen ist in Deutschland und vielen anderen Ländern verboten.

Dazu wird zunächst das Erbgut aus der «erwachsenen» und ausdifferenzierten Zelle eines Tieres wieder in einen Zustand zurückversetzt, in dem sie jede Funktion im Körper übernehmen kann. Hierfür «hungern» die Forscher die Zellen aus. Danach wird das Erbmaterial in die entkernte, unbefruchtete Eizelle eines zweiten Tieres verpflanzt. In einer speziellen Nährlösung wächst dann der Embryo heran, der schließlich von einem dritten Tier ausgetragen wird. Das entstehende Tier gleicht seinem Gen-Spender.

In der Tierzucht wird das Klonen schon lange durch Veränderungen am Embryo vorgenommen. Von den Zellen, die aus den ersten Teilungen der befruchteten Eizelle hervorgehen, kann jede sich zu einem vollständigen Tier entwickeln. Werden diese Zellen künstlich getrennt, entstehen gleichartige Nachkommen – wie es auf natürlichem Wege bei eineiigen Zwillingen der Fall ist. Ein US-Forscher hatte bereits 1993 menschliche Embryos auf diese Weise geklont, sie jedoch keiner Frau eingesetzt.

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Bei den geklonten Ferkeln setzten die Forscher den Zellkern einer ausgewachsenen Zelle in eine zuvor entkernte Eizelle ein. Diese wurde dann von einem Muttertier ausgetragen. Sie wollten nicht angeben, aus welcher Körperzelle die Schweine geklont sind.

Mit der Geburt der geklonten Ferkeln werde die Möglichkeit zur Züchtung genetisch veränderter Schweine eröffnet, die zur Transplantation von Tierorganen in den Menschen (Xenotransplantation) genutzt werden könnten, sagte James am Dienstag. Er hoffe, dass klinische Versuche mit Menschen in vier Jahren beginnen könnten. Bis dahin soll durch genetische Modifikationen erreicht werden, dass Schweineorgane wie Herzen, Leber oder Nieren vom menschlichen Körper nicht zurückgewiesen werden. Auch erhoffen sich die Forscher einen Durchbruch bei der Züchtung von Insulin produzierenden Zellen, die Diabetes-Patienten eingepflanzt werden können.

Ethische Probleme sieht James nicht. Schweine seien aus «wissenschaftlichen und ethischen Gründen» zur Xenotransplantation am besten geeignet, sagte er. Nur so könne der weltweite Mangel an Spenderorganen langfristig behoben werden. Der Markt für Organe wird nach Angaben des Instituts gegenwärtig auf sechs Milliarden Dollar (Zwölf Milliarden Mark) geschätzt.

Die Namen der Ferkel wurden von den US-Wissenschaftlern ausgewählt. Dabei wurde das erstgeborene Tier nach dem neuen Millennium «Millie» getauft. Christa soll an den südafrikanischen Herz-Transplantations-Chirurgen nach Christian Barnard erinnern. Alexis und Carrell wurden nach Dr. Alexis Carrell benannt, der 1912 den Nobelpreis für Medizin erhielt. Dotcom, so James, sei ein Zugeständnis an die gegenwärtige Erfolgswelle von Internet-Firmen.

Steffi Hentzelt und dpa
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