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Pechsträne bei der NASA

Astronomie|Physik

Pechsträne bei der NASA
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Dem Verlust des „Mars Climate Orbiter“ folgt der „Mars Polar Lander“ – „Billiger, schneller, besser“ – unter diesem Motto verabschiedete sich die Nasa vor einigen Jahren von ihren Milliarden Dollar teuren Missionen mit jahrzehntelanger Planung. Nach dem immer wahrscheinlicher werdenden Verlust der Raumsonde Mars Polar Lander und dem Misserfolg des Mars Climate Orbiter einige Wochen zuvor wird jetzt spekuliert, ob die Raumfahrtagentur ihre Projekte zu schnell und zu billig abwickelt.

Fehlschlag? Offiziell wird die Mission erst nach zwei Wochen zum Fehlschlag erklärt. Falls sich die Sonde bei der Landung in einen Sicherheitsmodus begeben hätte, hätte sie sich in der Nacht von Montag auf Dienstag melden müssen. „Das ist unsere letzte wirklich gute Chance,“ hatten Projektmitarbeiter vorher erklärt. Doch wieder gab es nur Schweigen. Jetzt hoffen die Ingenieure, dass der Mars Global Surveyor, eine andere Raumsonde der Nasa im Marsorbit, zumindest den Landefallschirm des Polar Lander aufspüren kann. Der Global Surveyor überfliegt den mutmaßlichen Landeplatz mehrmals am Tag in etwa 400 Kilometern Höhe.

Bislang waren die Ingenieure trotz des anhaltenden Schweigens zuversichtlich, dass der Polar Lander weich gelandet ist und er nur an der Kommunikation gehindert wird. Mögliche Gründe für ein Scheitern der Mission sind noch nicht bekannt, und die Forschung nach den Ursachen dürfte schwierig werden.

Zunächst lief alles nach Plan

Bei der letzten Kommunikation mit der Sonde, zwölf Minuten vor der Landung, war noch alles in Ordnung. Dann richtete das Raumschiff seine Antennen von der Erde weg, um die richtige Position für die Landung einzunehmen. Was danach passierte, liegt im Dunkeln.

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Da der Mars Polar Lander in der Nähe des Südpols des roten Planeten aufsetzen sollte, verzichtete die Nasa darauf, die Sonde während der Landung Signale aussenden zu lassen, wie es der erfolgreiche Mars Pathfinder vor zwei Jahren getan hatte. Die Projektmitarbeiter fürchteten, dass sich beim Flug durch die Atmosphäre eine Blase ionisierten Gases um die Sonde bilden würde, die die Funkübertragung stören und die empfindliche Elektronik in Mitleidenschaft ziehen könnte.

„Vielleicht lief alles richtig, und die Sonde ist nur an einem furchtbar schrecklichen Platz gelandet“, mutmaßte Robert Park von der Nasa. „Wir wissen nicht, was schief gelaufen ist, und vermutlich werden wir es nie erfahren.“

Ein Unglück kommt selten allein …

Möglicherweise hätte es nicht zum Fehlschlag kommen müssen, wenn der Mars Climate Orbiter den Mars erreicht hätte. Als Vorhut des Mars Polar Lander sollte der Climate Orbiter während der dreimonatigen Mission der Bodensonde als Kommunikationsplattform dienen. Doch weil ein Zulieferer ein anderes Einheitensystem verwendete als die Nasa, wurde die Beschleunigung des Climate Orbiter nicht richtig berechnet, so dass die Sonde wahrscheinlich in der Mars-Atmosphäre verglühte, anstatt in eine Umlaufbahn einzutreten.

Ebenfalls unter „Verlust“ muss die Nasa wohl die beiden Projektile „Deep Space 2 Microprobes“ verbuchen, die der Polar Lander vor seiner Landung abfeuern sollte. Auch von ihnen konnte kein Funksignal empfangen werden. Aufnahmen des Global Surveyor zeigen, dass sie in einem 46 Kilometer großen Krater aufgeschlagen sein könnten. Möglicherweise sind sie im Staub des Kraterinnern begraben oder am steinigen Kraterrand zerschellt. Die beiden fußballgroßen Sonden sollten nach Wasser im Boden suchen und außerdem neue Technologien erproben.

Das zukünftige Marsprogramm der Nasa wird nun überprüft werden müssen. Um Geld zu sparen, wurden bei einer schon fast fertigen Nachfolgesonde, dem „Mars Surveyor“, einige identische Teile wie beim Polar Lander verwendet. Sie wurden von der Firma Lockheed Martin Astronautics angefertigt – auf deren Kosten der Fehler beim Mars Climate Orbiter geht.

Ute Kehse
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