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Deutscher Zukunftspreis 1999 geht an Peter Gruss und Herbert Jäckle

Erde|Umwelt

Deutscher Zukunftspreis 1999 geht an Peter Gruss und Herbert Jäckle
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Im Rahmen einer Abendveranstaltung überreichte Bundespräsident Johannes Rau am 7. Dezember in Berlin den Deutschen Zukunftspreis an Peter Gruss und Herbert Jäckle, Abteilungsdirektor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen. Gruss wurde für die Entwicklung von molekularbiologischen Verfahren für innovative Therapiekonzepte bei der Behandlung von Krankheiten wie der Diabetis ausgezeichnet.

Die Auszeichnung ist mit 500.000 DM dotiert und wird seit nunmehr drei Jahren an eine herausragende Forscher-Persönlichkeit vergeben. Mit diesem Preis werden wissenschaftliche und technische Innovationen gewürdigt, die zukunftsweisend sind und Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig ist er aber auch ein Signal an die Öffentlichkeit, dass es in Deutschland Menschen gibt, die international aufsehenerregende Entwicklungen vorantreiben: Der innovative Wissenschaftler soll auch im eigenen Land etwas gelten!

Die Preisträger Peter Gruss und Herbert Jäckle haben auf den Gebieten der Molekularen Zellbiologie und Entwicklungsbiologie wichtige Erkenntnisse über die Mechanismen und Kontrollprozesse der Embryonalentwicklung gesammelt. Diese könnten schon bald zur Wiederherstellung defekter Organstrukturen und -funktionen im menschlichen Körper – wie bei der Diabetis oder Fettleibigkeit – eingesetzt werden. Ziel ist es, die defekten Strukturen auf natürlichem Wege durch die Verwendung von körpereigenen genetischen Programmen wiederherzustellen: Eine Methode zur Regeneration der Insulinproduktion in geschädigten Betazellen der Bauchspeicheldrüse würde die Ursache der Diabetis bekämpfen und vielen Zuckerkranken helfen. Denn die heute übliche tägliche Injektion von Insulin führt eben nicht zur Heilung der Krankheit. Der erwachsene Körper setzt sich aus Hunderten von spezifischen Zelltypen zusammen. Während der Embryonalentwicklung werden diese Zelltypen zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Positionen erzeugt und bilden später die (hoffentlich) funktionsfähigen Organe. Die Studien von Gruss und Jäckle auf dem Gebiet der Molekulargenetik und der Entwicklungsbiologie bilden dabei u.a. die Voraussetzung für das Verständnis dieser molekularen Schaltprozesse, die bei der frühen Entwicklung stattfinden. Dies bereitet dann auch den Boden für die Entwicklung vollständig neuer und innovativer Therapiekonzepte. Die Grundlage für Forschungsarbeiten an der Entwicklung komplizierterer Organismen bildeten die Erkenntnisse über das befruchtete Ei der Fruchtfliege Drosophila melanogaster. Während der Evolution werden maßgebliche Schaltprozesse bewahrt. Dies zeigt sich durch eine grosse Ähnlichkeit der entsprechenden Schaltergene bei so unterschiedlichen Organismen wie der Fruchtfliege, dem Zebrafisch, der Maus und dem Menschen. Dies ermöglichte die Auffindung und Untersuchung von relevanten Schaltergenen auch bei Säugetieren. Als Modellsystem für Säugetiere – und damit auch für den Menschen – kann die Maus dienen. Ihr Körperaufbau gleicht in Grundzügen dem des Menschen. Gruss und Jäckle ist es – ausgehend von der Fruchtfliege Drosophila – gelungen, eine Reihe dieser Schaltergene zu beschreiben, die für die Organbildung bei Säugetieren fundamental sind. Fallen diese Schaltergene aus, werden wichtige Organstrukturen, wie z. B. das Auge, die Leber, Bereiche des Gehirns oder eben die Bauchspeicheldrüse nicht oder nur unvollständig gebildet. Im Fall der Diabetis sollen die erzielten und bereits patentierten Erkenntnisse von Gruss und Jäckle eingesetzt werden, um die Insulin-produzierende Zellen zu regenerieren. Dazu müssen die Schaltergene, die während der Entwicklung dieser Zellen aktiv sind, bei den Diabetis-Erkrankten wieder reaktiviert werden. Dies würde dann zur Herstellung der Zellen und im Idealfall zur Heilung der Krankheit führen. Ein grosses Problem stellt auch die klinische Fettleibigkeit dar, die oft mit chronischen oder akuten Erkrankungen wie Diabetes und Herz- / Kreislaufproblemen verbunden ist. Bis heute ist es auch in diesem Fall nur möglich, die Symptome zu lindern, eine pharmakologische Ursachenbehandlung gibt es nicht. Die Gesetze der Ordnung werden durch sogenannte Mutanten, die einen bestimmten Gendefekt tragen, bloßgelegt. Durch die Erzeugung einer Vielzahl von Mutanten wird es nun möglich sein, die dabei beteiligten Gene zu identifizieren. Sollten vergleichbare Gene beim Säugetier vorhanden sein, so ergibt sich – ausgehend von der Fruchtfliege – die Möglichkeit, systematisch die molekularen Schalter zu ermitteln, die bei der Fehlsteuerung des Fettstoffwechsels beteiligt sind und somit zur Fettleibigkeit beitragen. Die von Gruss und Jäckle ins Leben gerufenen Firma DeveloGen in Göttingen will diese innovativen Therapiekonzepte in die Realtität umsetzen und damit in der Diabetes- und Fettleibigkeitsbehandlung aber auch in der Krebsbekämpfung neue Wege beschreiten.

Dr. Katja Bammel
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