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Eine Legende entsteht

Geschichte|Archäologie

Eine Legende entsteht
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Inka – „Sohn der Sonne“ nannte sich der Gottkönig des expansiven Anden-Volkes, dem er den Namen gab. Die Inka schmiedeten das einzige indianische Imperium zusammen. Sie haben nichts schriftliches über sich hinterlassen. Umso prachtvoller erblühte der Mythos Inka nach der Unterwerfung durch die Spanier.

Machu Picchu war ein unbedeutendes Bergnest. Kein Inka hat einen Fuß in die Siedlung gesetzt. Die spanischen Eroberer bemühten sich ebenfalls nicht zu der abgelegenen Urwaldsiedlung in 2700 Metern Höhe am Ostrand des Andengebirges. Dennoch stehen die pittoresken Ruinen – weil millionenfach fotografiert – weltweit als Symbol für die Inka.

Machu Picchu gleich Inka – das oberflächliche Sinnbild ergibt sich fast von selbst: Der Ort ist für europäisches Empfinden so exotisch und abenteuerlich, wie das Volk größenwahnsinnig und tragisch in seinem Ende. Tiefe Bewunderung und leise Rückenschauer begleiten ein Volk, das scheinbar aus dem Nichts kommend ein Reich von 4000 Kilometer Nord-Süd-Ausdehnung zusammenschweißte, gigantische Bauwerke ohne Kenntnis von Rad und Eisen in die Landschaft klotzte, erlesene Kunstwerke, Textilien vom Feinsten und Gold ohne Ende besaß, der feindlichen Natur auch in 4000 Meter Höhe noch ertragreiche Äcker abtrotzte, ohne Schrift über ein widersprüchliches Reich ohne von allen anerkannte Staatsidee herrschte und nach 100 Jahren elend im Ansturm von nicht einmal 110 spanischen Fußsoldaten und 67 Reitern unterging.

Die Ethnologen erlagen zu lange den inkaischen Legenden, die Archäologen schielte zu häufig auf die spanischen Chroniken. Begonnen haben die Inka, wie alle expansionistischen Völker, im selbstgestrickten Mythos des Auserwähltseins. Vom Sonnengott beauftragt, Kultur über das Land zu bringen, gründete ein Geschwisterpaar, einer mythischen Höhle entsprungen, in den südlichen Anden den Ort Cuzco, der später die blendende Hauptstadt des Inka-Imperiums wurde. Nach den heutigen ethnologisch-archäologischen Kenntnissen dagegen haben auch die Inka klein angefangen, sie waren in der sogenannten Späten Zwischenperiode ein Völkchen unter anderen in den südlichen Anden. In dieser Zeit zwischen etwa 1000 und 1450 n. Chr. war das Gebiet vom heutigen Ekuador bis Chile und von der Pazifikküste bis nach Bolivien und ins Amazonas-Tiefland geprägt von mehr oder weniger mächtigen regionalen Kleinstaaten. Übergreifende Reiche und landesweit prägende Kulturen hatte es in den Jahrhunderten zuvor mehrere gegeben – zum Beispiel die Chimú-Kultur in der Späten Zwischenperiode von 900 n. Chr. bis zum Aufstieg der Inka 1438 Tiahuanaco und Huari-Kultur im Mittleren Horizont von 540 bis 900 n. Chr. Mochica- und Nazca-Kultur in der Frühen Zwischenperiode (400 v. Chr. bis 540 n. Chr.) Chavín-Kultur im Frühen Horizont (1400 bis 400 v. Chr.)

In den letzten Jahren haben die Archäologen noch frühere Kulturen ausfindig gemacht – etwa die Valdivia-Kultur an der Küste von Ekuador mit der ältesten planvoll angelegten Großsiedlung Real Alto, die von 3400 bis 1900 v. Chr. immer wieder genutzt wurde, oder die ältesten monumentalen Steinskulpturen von Cerro Sechín (1400 bis 1300 v. Chr.)

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All diese Inka-Vorläufer haben das Land und seine Menschen mitgeprägt bei Keramik oder Architektur, bei Textilien oder Religion. Kurz: Auch in Inka-Land fiel die Kultur nicht vom Himmel, sondern entwickelte sich über Jahrtausende bis zur Blüte, die ihre größte Pracht allerdings bei den Inka erreichte.

Michael Zick
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