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Jeder hat sein eigenes Wetter

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Jeder hat sein eigenes Wetter
Das Wetter kann sich schnell ändern – am schnellsten in der ARD: Wo es 8 Minuten vor der Tagesschau noch regnete, scheint 20 Minuten später die Sonne. Manche Zuschauer haben den Eindruck, daß die Vorhersagen vor und nach der Tagesschau nicht nur in der Präsentation, sondern manchmal auch inhaltlich voneinander abweichen.

Der Grund: Die Wettershow vor der Tagesschau bestreitet die Firma Meteomedia des Schweizer Wetterfroschs Jörg Kachelmann, nach den Nachrichten kommt die Prognose vom Deutschen Wetterdienst aus Offenbach. Ein Urteil, welche Vorhersage besser ist, verkneift sich Gerhard Lux, Marketingleiter beim DWD. Der Block vor den Nachrichten sei eher eine Werbesendung mit Wetterkarte. „Das ,offizielle` Wetter nach der Tagesschau kommt von uns“, sagt Lux. Doch das stimmt nicht ganz: Denn auch Jörg Kachelmann bezieht seine Daten zum Großteil vom DWD. Kachelmann ist damit Konkurrent und Kunde zugleich – und da hält man sich mit Kritik zurück.

„In Zukunft werden im Fernsehen oder im Rundfunk nur noch gesponserte Wetterberichte gesendet“, glaubt Prof. Werner Wehry vom Institut für Meteorologie an der Freien Universität Berlin, wo bis heute die alphabetisch fortlaufenden Vornamen für Hochs und Tiefs festgelegt werden. Je nach Geldbeutel gibt es unterschiedliche Qualitätsstufen der Vorhersage, die Wehry in drei Klassen einteilt: – Überregionale Vorhersagen mit mangelnder Trennschärfe, die Mißdeutungen Tür und Tor öffnen, aber für Ottonormalverbraucher ausreichen. – Regionale Vorhersagen, zum Beispiel für Brandenburg oder Südbayern, mit besserer Zuverlässigkeit. – Lokale Vorhersagen für ein Stadtgebiet, die sehr genau und aktuell sind und von bestimmten Branchen – zum Beispiel Landwirtschaft oder Tourismus – genutzt werden.

Mit lokalen „Kann-ich-um-20-Uhr-eine-Grillparty-in-Starnberg-feiern-Vorhersagen“ verdient Christian König von More and More Communications in München sein Geld. Er beliefert unter anderem den Rundfunksender Antenne Bayern. „Unsere Stärke ist, daß wir klein und flexibel sind und für unsere Kunden aktuelle und genaue Vorhersagen machen können.“

Unter den Anbietern von Wetterinformationen wird der Konkurrenzkampf immer härter. Als der Deutsche Wetterdienst an Ostern 1998 mit seiner Wettervorhersage für Mecklenburg-Vorpommern danebenlag, nutzte Konkurrent Kachelmann die Schwäche aus, um mit Tamtam eine neue Beobachtungsstation einzuweihen, was nach Meinung vieler Meteorologen ein reiner PR-Gag war.

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Inzwischen hat der DWD wieder Oberwasser, weil einige ehemalige Kunden – unter anderem der Bayerische Rundfunk und der Südwestrundfunk – bei Ausschreibungen für die Hörfunkprogramme den Offenbachern den Zuschlag gaben. Der DWD gibt sich betont kundenfreundlich und bietet von Videoclips bis zu fertigen Radiomoderationen alles an, was die Sender begehren. Nur Fernsehmoderationen überläßt man Privatfirmen – mit Ausnahme der Auftritte von DWD-Mann Uwe Wesp im ZDF.

Fazit: Konkurrenz belebt das Geschäft, verbessert aber nicht automatisch die Qualität der Wettervorhersage. Die Medien müssen durch kritische Auswahl dafür sorgen, daß die Zuschauer einen Wetterbericht bekommen, auf den sie sich verlassen können.

Raymund Windolf
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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Dipl.–Met.  〈Abk. für〉 Diplommeteorologe

Ra|sen|schmie|le  〈f. 19; unz.; Bot.〉 hochwüchsige Grasart, bes. auf feuchtem Boden: Deschampsia ceaspitosa

Ei|gen|wert  〈m. 1〉 1 wirkl., innerer Wert, Gehalt 2 〈Math.〉 diskreter Parameterwert, der eine Lösung von gewissen Differenzial– u. Integralgleichungen ermöglicht … mehr

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