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Auf der Erde schön – im Weltraum gefährlich

Astronomie|Physik

Auf der Erde schön – im Weltraum gefährlich
Auf der Erde schön – im All gefährlich. Die Partikel, die der Komet Temple Tuttel vor allem bei der Passage des sonnennahen Teils seiner Bahn freisetzt, sind nur wenige Millmeter bis einen Zentimeter groß.

Auf der Erde sind wir durch die dichte Atmosphäre davor geschützt, daß diese Körner auf uns niederprasseln. Bevor sie auch nur niedrigere Schichten der Atmosphäre erreichen verglühen die allermeisten schon in 120 bis 90 Kilometern Höhe, da ihre große Geschwindigkeit eine entsprechend starke Reibung an den Gasmolekülen verursacht. Anders sieht das im Weltall aus. Hier rasen die Teilchen ungebremst durch den Raum. Ihre große kinetische Energie wird beim Aufprall auf Hindernisse frei, zum Beispiel in Form von Hitze. Trotz ihrer eigentlich unbedeutende Größe und Masse werden die Teilchen deshalb zu gefährlichen Geschossen, vor allem für die etwa 500 die Erde umkreisenden Satelliten.

Die Bedrohung rührt dabei nicht etwa von der direkten Einwirkung der Projektile her. Die Schäden durch Einschlaglöcher dürften relativ gering sein. Brisant wird es dann, wenn sich beim Aufprall Material so stark aufheizt, daß eine geladenes Plasma entsteht. Dadurch könnte die empfindliche Elektronik der Satelliten entscheidend gestört werden.

Die Aufprallgeschwindigkeit der Partikel beträgt mehr als 250.000 Kilometern pro Stunde. Diese extrem hohe Geschwindigkeit kommt dadurch zustande, daß sich die Partikel entgegengesetzt zur Erde und den sie umkreisenden Satelliten bewegen und sich damit ihre eigene Geschwindigkeit zu der der Erde beim Aufprall addiert.

Berechnungen kanadischer Astronomen schätzen die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Satellit mit 10 Quadratmeter Oberfläche getroffen wird, auf etwa 0,01 Prozent. Sie erwarten, daß ein bis fünf Satelliten von dem Leonidenschwarm getroffen werden. Für die wesentlich größere Raumstation Mir haben sie die Wahrscheinlichktiet eines Treffers sogar mit 50 Prozent berechnet. Allerdings geht die russische Raumfahrtbehörde RKA nicht davon aus, daß die Raumstation ernsthaft durch den Meteor-Schwarm bedroht ist. Dennoch werden die derzeit zwei Besatzungsmitglieder auf Nummer sicher gehen und sich während des Maximums in der Rettungskapsel Sojus aufhalten, um jederzeit schnell zur Erde flüchten zu können.

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„Für Satellitenbetreiber ist das die bisher größte Bedrohung“, meint William Ailor, Meteoritenspezialist der amerikanischen Aerospace Corporation. Viele wollten deshalb kein Risiko eingehen und manövrierten die künstlichen Erdtrabanten so, daß sie entweder möglichst weit vom Zentrum des Schwarmes entfernt sind oder daß sie den Partikeln eine möglichst geringe Trefferfläche bieten. Besonders bedroht sind laut Ailor die Solarpanelen, da sie häufig einen Großteil der Oberfläche von Satelliten stellen. Auch das Weltraumteleskop Hubble muß geschützt werden. Seine hochempfindlichen Spiegel werden so gedreht, daß sie nicht von den Partikeln getroffen werden können. Während des Sturms sind die Kontrollzentren für die künstlichen Erdtrabanten doppelt besetzt, um im Ernstfall schnell und angemessen reagieren zu können.

Bei den Plänen für die Internatioanle Raumstation wurde die Gefahr durch Geschosse aus dem All ebenfalls berücksichtigt. Sie ist mit einem Schutzschild ausgerüstet. Allerdings könnte dieser Schild lediglich Leonidenteilchen mit einer Masse von 0,02 Gramm abhalten.

Sebastian Jutzi
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