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Krieg gegen die Sterne

Astronomie|Physik

Krieg gegen die Sterne
Neutronenbomben und Sonnenspiegel zum Schutz unseres Planeten. Das Bombardement aus dem All ist lebensgefährlich. Aber wir können uns schützen. Wissenschaftler haben den Ernstfall schon berechnet.

Was können wir tun, wenn eines Tages ein Erdbahnkreuzer auf Kollisionskurs mit der Erde ist? Präzise Bahnbestimmungen und somit Voraussagen könnten einem kleinen Meteoriten einen Großteil seines Schreckens nehmen. Denn wie bei Hurrikan- und Flutwellen-Warnungen wäre eine rechtzeitige Evakuierung möglich.

Vor einem größeren Erdbahnkreuzer jedoch kann niemand fliehen. Allenfalls könnten einige Menschen mit einer Rakete ins All fliegen, wie es der Science-fiction-Film „When Worlds Collide“ 1951 vorgeführt hat. Ein besserer Weg wäre, der Katastrophe mit einem Präventivschlag zuvorzukommen – falls man die Gefahr frühzeitig genug erkennt. Ein „Krieg gegen die Sterne“ könnte uns retten. „Es gibt vier Möglichkeiten“, sagt Derrick Pitts vom Franklin-Institut in Philadelphia. „Wir könnten den Himmelskörper verlangsamen, ihn beschleunigen, aus dem Kurs bringen oder ihn sprengen.“

Die Experten sind sich einig: Eine Bahnänderung bedrohlicher NEOs ist die effektivste Abwehr und auch technisch relativ leicht zu realisieren. Dieser „Star War“ erfordert aber für über einen Kilometer große Objekte nukleare Waffen – eine zweischneidige Sache: „Wir könnten mehr Gefahren ins All bringen, als dort schon lauern“, befürchtet Tom Gehrels von der University of Arizona. Auch sein Kollege Jay Melosh, an derselben Universität tätig, warnt: „Mir erscheint die Bedrohung durch Gigatonnenbomben im Orbit oder auf der Erde wesentlich größer als die Gefahr von Planetoiden.“

Es ist aber auch nicht nötig, schon jetzt konzertierte Abwehrbatterien zu entwickeln. Denn die Wahrscheinlichkeit, einen Erdbahnkreuzer unmittelbar auf Kollisionskurs zu entdecken, ist viel geringer als die, daß es in naher Zukunft überhaupt einen gibt.

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Außerdem existieren Abwehrstrategien, die nicht auf nuklearen Sprengköpfen basieren und insofern weitaus ungefährlicher sind, sich zur Zeit allerdings auch schwieriger umsetzen lassen. Eine Strategie könnte darin bestehen, Schubdüsen an dem NEO zu befestigen und ihn mit einem solchen Außenbordmotor aus der Bahn zu lenken. Als Energiequelle kommen chemische, elektrische, nukleare oder solare Antriebe in Frage. Die Hauptschwierigkeit dabei ist, die Schubdüsen fest genug an dem NEO zu verankern.

Eine andere Idee stammt von Jay Melosh und Iwan Nemtschinow vom Institut für Geosphärendynamik in Moskau. Ein großer, leichtgewichtiger Spiegel, der mit einem Space Shuttle oder einer Rakete ins All gebracht und dort aufgeklappt wird, soll den NEO ablenken. Dieser Spiegel müßte einige Jahre vor dem drohenden Aufschlag zu dem Kometen oder Planetoiden fliegen. Dazu könnte er mit kleinen Schubdüsen ausgerüstet werden. Noch effizienter wäre es, ihn als Sonnensegel zu benutzen und durch den Strahlungsdruck der Sonne wie ein Segelschiff zu seinem Ziel treiben zulassen. Eine solche Segelfahrt ist ohne weiteres realisierbar.

In der Nähe des NEOs müßte sich der etwa 500 Meter große Spiegel so ausrichten, daß er das Sonnenlicht bündelt und auf die „Bombe“ lenkt. Dabei sollte deren Oberfläche auf rund 2000 Grad erhitzt werden. Dieses selektive Verdampfen hätte dieselbe Wirkung wie ein Raketenantrieb: Die abströmenden Staub- und Gasmassen würden das gefährliche Objekt nach und nach aus dem Kollisionskurs bringen.

===Rüdiger Vaas
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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