Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Warum man einst schwerere Knochen hatte

Geschichte|Archäologie

Warum man einst schwerere Knochen hatte
15-05-18 Knochen.jpg
Links ein Querschnitt eines kräftigen 22.000 Jahre alten Oberschenkelknochens. Rechts ein 1200 Jahre alter Vergleichsknochen. (Foto: Ruff et al.)
Deutlich pfundiger – doch der heutige Durchschnittseuropäer ist im Vergleich zu seinen Jäger-Sammler-Vorfahren ein ausgesprochenes Knochen-Leichtgewicht: Damals besaßen die Menschen kräftigere Knochen, legen Funde nahe. Doch warum kam es zu diesem Knochenschwund? Eine Analyse von Gebeinen aus der Zeitspanne von vor 30.000 Jahren bis heute legt nahe: Das enorme Training durch die mobile Lebensweise der Jäger-Sammler ließ die Knochen erstarken. Als die Menschen dann sesshaft wurden, schwand dieser Effekt und damit die Strukturstärke.

„Es gab bereits einige Belege dafür, dass die Menschen einst stärkere Knochen besaßen“, erklärt Christopher Ruff von Johns Hopkins University School of Medicine, „aber bisher war unklar, ob der Übergang zu schwächeren Knochen während der letzten 30.000 Jahre durch die Landwirtschaft, Ernährung, Verstädterung, Domestikation des Pferdes oder andere Änderungen des Lebensstils ausgelöst wurde“. Ruff und seine Kollegen wollten deshalb nun herauffinden, wann genau der Schwund einsetzte, um Rückschlüsse auf die Ursache ziehen zu können.

Was steckte hinter dem Knochenschwund?

Dazu analysierten die Forscher Arm- und Beinknochen von 1842 Menschen vieler unterschiedlicher Lebzeiten aus der Spanne von vor 30.000 Jahren bis ins 20. Jahrhundert. Es handelte sich dabei oft um Museumsstücke, welche die Forscher mit einem portablen Röntgengerät erfassten, um Rückschlüsse auf Struktureigenschaften gewinnen zu können. Sie konzentrierten sich bei ihrer Studie auf die Entwicklung in Europa, da es hier viele gut untersuchte archäologischen Stätten gibt und weil die Bevölkerung relativ wenig genetische Variation aufweist. So spielte der Faktor Veranlagung eine geringe Rolle und die Beobachtungen ließen sich eher Veränderungen beim Lebensstil zuordnen, erklären Ruff und seine Kollegen.

Die Forscher stellten zunächst einmal fest, dass es gar keinen allgemeinen Knochenschwund gegeben hat: Die Eigenschaften der Armknochen veränderte sich im Laufe der Jahrtausende kaum – nur die Beinknochen nahmen an Stärke deutlich ab und zwar ab vor etwa 7000 Jahren. Dies deckt sich mit der Zeit, in der die Menschen in Europa zunehmend sesshaft wurden. Ab vor etwa 2000 Jahren war dann kaum noch ein Rückgang zu verzeichnen. „Der Schwund verlief über Tausende von Jahren, was darauf hindeutet, dass es einen langen Übergang vom Beginn der Landwirtschaft zu einer vollständig sesshaften Lebensweise gegeben hat“, sagt Ruff.

Steinzeitliche Super-Beinknochen sind Trainingssache

Den Forschern zufolge spiegelt sich in ihren Ergebnissen demnach wider, dass nicht etwa Veranlagung, Veränderungen der Ernährung oder sonstige Faktoren für den Knochenschwund verantwortlich waren, sondern schlicht ein Rückgang der Belastung der Beinknochen. Es ist bereits bekannt, dass durch intensives Training auch beim heutigen Menschen die Knochenstruktur an Stärke deutlich zunehmen kann. Prinzipiell könnten sich heutige Menschen durchaus noch steinzeitliche Super-Beinknochen antrainieren, sagen Ruff und seine Kollegen. Dazu müsste sie aber bereits schon früh im Leben so viel laufen wie unsere Vorfahren, sagen die Forscher.

Anzeige

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Es|sig|äl|chen  〈n. 14; Zool.〉 1–2 mm langes Älchen aus der Nematodenordnung der Rhabditoiden, lebt in Essig u. gärenden Stoffen u. ernährt sich von Bakterien: Turbatrix aceti

iTunes®  〈[tju:ns] ohne Artikel; IT〉 Programm, mit dem man Inhalte wie Musiktitel, Videos, Podcasts usw. (gegen Bezahlung) auf Computer, iPods, iPhones od. iPads herunterladen u. auch verwalten kann

Rö|teln  〈Pl.; Med.〉 Infektionskrankheit mit masernähnl. Ausschlag u. Lymphknotenschwellung: Rubeola [→ rot … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige