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Stellungskrieg gegen die Malaria

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Stellungskrieg gegen die Malaria
Jährlich zwei Millionen Tote – endlich Hoffnung auf Heilung. Durch den globalen Tourismus mehren sich die Malaria- Opfer auch in den Industrieländern. Trickreich widerstand der Parasit bisher allen Attacken der Medizin. Doch jetzt lassen mehrere neue Impfstoff-Kandidaten auf einen wirksamen Schutz hoffen.

Immer noch tötet die Krankheit nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr 1,5 bis 2,7 Millionen Menschen. Die meisten davon sind Kleinkinder in Afrika, aber auch immer mehr reiselustige Deutsche bringen die Krankheit von ihren Ausflügen rund um den Globus mit heim. 1000 Erkrankungen und 20 Todesfälle waren es zuletzt jährlich. Doch nach einer Phase der Stagnation scheint die Fahrt in der Medikamentenentwicklung inzwischen wieder aufwärts zu führen. Weltweit verfolgen die Forscher mindestens ein Dutzend erfolgversprechende Ansätze mit Impfstoffen gegen den tödlichen Parasiten.

Die Komplexität des Erregers hat bisher einen koordinierten Angriff der Forscher verhindert. Plasmodium falciparum, der gefährlichste unter den vier Parasiten, die den Menschen befallen, besitzt 4000 bis 6000 Gene. Zum Vergleich: Ein Bakterium hat rund 1700, ein Virus gerade ein Dutzend verschiedene Gene. Im Laufe der Evolution hat Plasmodium diese Gene benutzt, um sich immer besser an seinen menschlichen Wirt anzupassen – und sich gleichzeitig die Flexibilität erhalten, Medikamenten-Attacken durch eine Veränderung seiner Struktur zu unterlaufen.

Ein Impfstoff müßte Komplexität mit Komplexität begegnen. Prof. Stephen Hoffman, Vorsitzender des Malaria-Programms des US Naval Medical Research Institute in Bethesda, Maryland, sagt es auf seine Art: „Wir haben versucht, Impfstoffe mit einem, zwei oder sogar fünf Antigenen zu entwickeln. Wir haben aber die Fähigkeit des Parasiten unterschätzt, sich selbst zu verändern. Immer, wenn wir es schafften, das Immunsystem auf eine Variante einzuschießen, läßt Plasmodium die Attacken nach kurzer Zeit wieder ins Leere laufen.“ Weil Plasmodium falciparum außerdem so wählerisch mit seinen Wirten ist, haben die Forscher nicht genug Tiere, an denen sie neue Mittel testen könnten. Der Parasit gedeiht nur in zwei Affenarten, einer Eule und einem Eichhörnchen. Nagetiere und Vögel haben außerdem ihre eigenen Malaria-Parasiten, aber bei ihrer verwandtschaftlichen Ferne kann man Versuche mit ihnen schlecht auf den Menschen übertragen.

Es ist überdies immer noch unmöglich, alle Lebensphasen des Einzellers dauerhaft im Reagenzglas zu halten. Deshalb mangelt es den Forschern an einem verläßlichen Labortest, um die Wirksamkeit eines Parasiten- Antigens vorherzusagen.

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„Die molekulare Zellbiologie entwickelt sich schneller, als irgend jemand träumen konnte“, sagt Tore Godal, Direktor der Abteilung für Tropische Krankheiten bei der WHO. Die Malariabekämpfer bewegen sich in ihrer Forschungs-Achterbahn nach einer langen Kriechphase momentan wieder rasant aufwärts. Vielleicht schaffen sie es zum erstenmal, den bisher stets folgenden Absturz zu vermeiden. Die Chancen standen nie besser.

John Maurice
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