Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Rendezvous im All

Astronomie|Physik

Rendezvous im All
Ein Bilderbuchstart. Die beiden Antriebsrakten erbringen volle Leistung, der Zeitplan kann eingehgalten werden.

Scheinbar schwerelos hebt das amerikanische Space Shuttle „Atlantis“ vom Kennedy Space Center in den USA ab. Die siebenköpfige Crew, darunter auch ESA-Astronaut Jean-Francois Clevoy, ist auf dem Weg zu der russischen Raumstation Mir. Dort soll der vierte Flug eines Shuttles in diesem Jahr den wichtigsten Teil seiner Fracht abliefern, Mike Foale. Der NASA-Astronaut wird seinen Kollegen Jerry Linenger ablösen, der seit Mitte Januar auf der Raumstation arbeitet. Außerdem wird die Mir-Besatzung mit Wasser und wissenschaftlichem Gerät versorgt.

Das Rendezvous zwischen Atlantis und Mir ist das sechste von insgesamt neun geplanten. Am dritten Tag nach dem Start wird das Shuttle an die Raumstation andocken – der heikelste Teil des Unternehmens. Das Andockmanöver beginnt, wenn sich die Fähre bis auf 15 Kilometer an die Mir-Station angenähert hat. Insgesamt viermal kann der Anflug mit den Triebwerken des Shuttles korrigiert werden. Atlantis muß genau in eine gedachte Linie zwischen dem Schwerpunkt der Station und dem Erdmittelpunkt kommen. Den letzten Teil des Manövers, ab einer Entfernung von circa einem Kilometer, führt Commander Charlie Precourt mit der Handsteurung aus.

Insgesamt drei Stunden nimmt die gesamte Prozedur in Anspruch. Bei dem schwierigen Manöver wird auch ein von der ESA entwickeltes Orientierungssystem getestet. Ein GPS-Empfänger und ein optischer Sensor sollen später der unbemannten Fähre ATV (Automated Transfer System) das Andocken an Weltraumstationen ermöglichen.

Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Experimente während der Mission stehen die Auswirkungen von Schwerelosigkeit und kosmischer Strahlung auf biologische Systeme. Denn nicht nur der Mensch leidet unter der ungewohnten Umwelt im All, sondern auch die Lebwesen, von denen er sich auf einer Raumstation ernähren will und die ihm seine Luft zum Atmen liefern sollen. Die Ergebnisse dieser Forschung sind eine wichtige Grundlage für die Realisierung der Internationalen Raumstation. Für deren Fertigstellung ist das Jahr 2003 angepeilt.

Anzeige

Lebewesen reagieren sehr empfindlich auf die ungewohnte Umwelt All. Selbst einfache irdische Vorgänge müssen hier neu erforscht werden. Wie entwickeln sich zum Beispiel Senfsämlinge ohne die orientierende Wirkung der Schwerkraft? Welche Phtotsyntheseleistung können Pflanzen überhaupt im Weltraum erbringen? An der Beantwortung dieser Frage arbeitet die Besatzung der Mir jetzt schon intensiv.

Auch ein Versuch der Curie Universität, Paris, an Bord von Atlantis befaßt sich mit Pflanzenwachstum. Dabei soll die Entwicklung von Linsenwurzeln beobachtet werden. Deutsche Forschungseinrichtungen beteiligen sich ebenfalls an den biologischen Versuchen während der Mission. So untersucht ein Experiment der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Reaktionen des Wimpertierchens Loxodes striatus auf die neuen Lebensbedingungen.

Professor Eberhaed Horn von der Universität Ulm hat mit seinen Experimenten die Ausbildung des Augenreflexes bei Fröschen und Fischen im Visier. Dazu werden Kaulquappen des südamerikanischen Krallenfrosches und junge Buntbarsche in Miniaquarien mit ins All genommen. Die Aquarien wurden bei der Dara in Friedrichshafen entwickelt. Sie fassen 40 Mililiter und sind damit kleiner als eine Zigarettenschachtel. Der Wissenschaftler hofft, Einblicke in die Entwicklungsvorgänge des zentralen Nervensystems von Wirbeltieren zu bekommen. Wie die Hefe Saccharomyces cerevisiae unter kosmischen Bedingungen die Reperatur ihres genetischen Materials bewerkstelligt, untersucht Professor Jürgen Kiefer von der Universität Gießen.

Neben der Schwerelosigkeit belastet ein weiters Phänomen Lebewesen und Gerätschaften im All: die kosmische Strahlung. Sie stellt ein besonders intensive Beanspruchung dar. Genetische Defekte und schnelle Materialermüdung sind die Folge. Wie hoch die Strahlendosis auf einer Raumstation tatsächlich ist, wollen die Wissenschaftler durch sechs Meßpunkte auf Mir herausbekommen. Sechs passive Detektoren messen an verschiedenen Stellen der Raumstation wieviel Strahlung dort einwirkt. Auch Krallenfrösche und Buntbarsche sind mit an Bord.

Der gelungene Start von Atlantis läßt hoffen, daß die Mission erfolgreich sein wird und nicht wie der letzte Shuttle-Flug abgebrochen werden muß.

Sebastian Jutzi
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Op|tik  〈f. 20〉 I 〈unz.〉 1 Lehre vom Licht; Sy Lichtlehre … mehr

Du|plex|be|trieb  〈m. 1; unz.〉 Verfahren in der Telegrafie, Telefonie u. EDV, das eine Übermittlung von Informationen in beiden Richtungen gleichzeitig zulässt

Mi|ni…  〈in Zus.〉 1 〈kurz für〉 Miniatur…, z. B. Minigolf, Minieisenbahn 2 〈Mode〉 sehr kurz, z. B. Minikleid, Minirock … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige