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Jungfräulich geborene Sägefische

Erde|Umwelt

Jungfräulich geborene Sägefische
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Sägefisch, Wikipedia, gemeinfrei
Männchen trifft Weibchen…Sägefische pflanzen sich zweigeschlechtlich fort – doch offenbar nicht immer, wie Forscher nun berichten. Die bizarren Meerestiere sind demnach auch zur Jungfernzeugung fähig, zur sogenannten Parthenogenese. Dabei bringen weibliche Tiere Nachwuchs zur Welt, ohne Kontakt zu einem Männchen gehabt zu haben. Es handelt sich um den ersten Nachweis dieses Phänomens bei wildlebenden Wirbeltieren, sagen die Biologen.

Parthenogenese ist unter wirbellosen Tieren durchaus weit verbreitet: Viele Insekten, Weichtiere und Würmer können Nachwuchs ohne Sex hervorbringen, indem sich Jungtiere aus unbefruchteten Eizellen entwickeln. Bei Wirbeltieren ist dies hingegen ungewöhnlich: Nur in wenigen Fällen wurde Parthenogenese bei in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln, Reptilien und Haien festgestellt. Es war bisher deshalb unklar, ob das Phänomen bei Wirbeltieren auch unter natürlichen Bedingungen in einem nennenswerten Ausmaß vorkommt.

Parthenogenese bei Wirbeltieren

Im Gegensatz zur Parthenogenese bei Weichtieren sind die Jungfern-gezeugten Nachkommen bei Wirbeltieren außerdem häufig genetisch belastet und dadurch kaum überlebensfähig, haben bisherige Untersuchungen gezeigt. „Parthenogenese galt bei Wirbeltieren als ein Kuriosum, das in der Regel nicht zu vitalen Nachkommen führt“, resümiert Gregg Poulakis von der Florida Fish and Wildlife Conservation Commission. Doch zumindest bei Sägefischen der Art Pristis pectinata scheint dies offenbar nicht der Fall zu sein, wie er und seine Kollegen nun festgestellt haben.

 

Die Forscher kamen dem Phänomen per Zufall auf die Spur. Sie führten genetische Untersuchungen bei Sägefischen im Küstenbereich Floridas durch. Die bis zu 7,60 Meter langen Tiere machen hier durch ruckartige Seitwärtsbewegungen mit ihrer Säge Jagd auf Beutetiere. Es handelt sich bei Pristis pectinata um eine stark bedrohte Art – es gibt nur noch sehr wenige Tiere, berichten die Forscher. „Wir führten genetische Untersuchungen durch, um festzustellen, ob sich die Sägefische wegen ihrer geringen Bestandsdichte oft mit Verwandten paaren“, berichtet Co-Autor Andrew Fields von der Stony Brook University’s School of Marine. „Doch die Analysen offenbarten dabei ganz Unerwartetes: Sägefischweibchen pflanzen sich manchmal auch ohne Paarung fort“, so der Meeresbiologe. Bei drei Prozent der untersuchten Tiere fanden die Forscher klare Anzeichen dafür im Erbgut, dass sie durch Parthenogenese entstanden waren. Ein weiterer erstaunlicher Befund: Diese Jungfern-gezeugten Tiere waren bei bester Gesundheit.

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Sind die Sägefische ein Einzelfall?

„Gelegentliche Parthenogenese könnte es bei ungeahnt vielen Wildtierpopulationen geben“, sagt Coautor Kevin Feldheim vom Pritzker Laboratory at the Field Museum of Chicago. Möglicherweise könnte sie den Forschern zufolge besonders häufig bei kleinen und schrumpfenden Populationen auftreten. Sie rufen deshalb nun andere Wissenschaftler auf, ihre DNA-Datenbanken gezielt nach Anzeichen von Parthenogenese zu durchforsten, um herauszufinden, wie verbreitet diese Art der Fortpflanzung bei wildlebenden Wirbeltieren tatsächlich ist.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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