Ganze 35 Prozent der Deutschen finden persönlich den Forschungsbereich „Klima und Energie“ für die Zukunft am wichtigsten. Der Teilbereich „Erneuerbare Energien“ ist außerdem einer, bei dem viele auf die Forschung setzen: Mehr als die Hälfte der Deutschen vertraut hier den Aussagen von Wissenschaftlern.
Diese Zahlen sind das Ergebnis des „Wissenschaftsbarometers 2015“, das die Initiative Wissenschaft im Dialog in diesem Jahr zum zweiten Mal durchgeführt hat. Die Gemeinschaftsinitiative verschiedener Forschungsorganisationen hat dabei gut 1.000 Menschen nach ihren Einstellungen zu Wissenschaft, Forschung und Öffentlichkeit befragt. Insgesamt zeigt sich dabei durchaus ein positives Bild. Gut ein Drittel der Befragten hat großes oder sogar sehr großes Interesse an der Wissenschaft. Viele wollen sogar noch mehr darüber wissen und sehen dabei die Forschungseinrichtungen selbst in der Verantwortung: 38 Prozent finden, dass Wissenschaftler sich mehr darum bemühen sollten, die Öffentlichkeit über ihre Arbeit zu informieren.
Mehr Wissenschaft in der Politik
Von der Politik fordern dagegen viele, Erkenntnisse aus der Wissenschaft stärker einzubeziehen. 54 Prozent der Befragten meinen, dass die Wissenschaft zu wenig Einfluss auf politische Entscheidungen hat. Der Ansicht ist auch der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Peter Strohschneider. „Politik bedarf – vermutlich in wachsendem Umfang – wissenschaftlicher Informationen und Deutungsszenarien“, sagt er im Hinblick auf die Ergebnisse der Befragung. Die Forderung nach Einbeziehung der Wissenschaft sieht er als Vertrauensbeweis: „Die Einschätzung der Bundesbürger, dass der Einfluss von Wissenschaft und Forschung auf die Politik durchaus größer sein dürfte, zeigt, dass der Forschung in der deutschen Öffentlichkeit großes Vertrauen entgegengebracht wird.“
Skepsis und fehlendes Vertrauen
Trotz dieser eher positiven Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Wissenschaft, zeigt die Befragung auch andere Tendenzen. Für zukünftige Generationen sehen die meisten die Wissenschaft in einer ambivalenten Rolle. Knapp zwei Drittel gehen demnach davon aus, dass die Wissenschaft ihren Nachkommen zwar Nutzen, aber auch Probleme einbringen wird. Und immerhin 15 Prozent stimmen tendenziell der Aussage zu, dass Wissenschaft am Ende mehr schadet als nützt. Dabei gibt es einige Themen, bei denen die Bevölkerung besonders skeptisch ist. Am schwersten hat es hier die Grüne Gentechnik: 51 Prozent der Befragten misstrauen dabei den Aussagen der Wissenschaft. Dem stehen nur 18 Prozent gegenüber, die den Aussagen von Forschern vertrauen. Beim Klimawandel ist die Tendenz zwar noch positiv, doch auch hier schenkt mehr als ein Viertel der Deutschen der Wissenschaft kein Vertrauen mehr.
Die vorhandene Skepsis sieht der Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog, Markus Weißkopf, als Handlungsaufforderung. „Wissenschaft muss weiter auf Bürgerinnen und Bürger zugehen. Risiken, aber auch Chancen neuer Technologien, sollten mit Bürgern und der Zivilgesellschaft diskutiert werden“, findet er. Wissenschaft im Dialog hat sich genau diese Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zur Aufgabe gemacht. Die Initiative wurde im Jahr 1999 vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gegründet und wird heute vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.