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Der gerechte Lohn

Allgemein

Der gerechte Lohn

Ingo, der Sohn meines Nachbarn, hatte gegen den Rat seiner Eltern und Lehrer Byzantinistik in Berlin studiert. Obwohl er sein Studium mit einer glatten Eins abschloss und der Beste seines Jahrgangs war, gelang es ihm nicht, eine Arbeitsstelle zu findet. Nachdem er sich ein Jahr lang europaweit erfolglos beworben und mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten hatte, belegte er an der Volkshochschule eine Reihe von EDV- und BWL-Kursen. Aber auch mit den Zertifikaten der Volkshochschule waren seine Berufsaussichten nicht viel besser. Schließlich fand er Arbeit bei einem Gebäudereinigungsunternehmen. „Sie können in unserer Verwaltung zwölf Monate lang als Praktikant mitwirken. Wenn Sie sich bewähren, stellen wir Sie anschließend als Mitarbeiter ein“, hatte der Personalleiter zu ihm gesagt. Ein Jahr lang arbeitete Ingo für 450 Euro monatlich fleißig als „ Mädchen für alles“ bei der Firma Supersauber. Er kam stets pünktlich, war nie krank und erledigte jeden Auftrag ohne zu murren. Alle Kollegen bestätigten ihm, dass er schnell und zuverlässig sei. An seinem letzten Arbeitstag bestellte ihn der Personalleiter in sein Büro. Er bot ihm keinen Platz an, sondern sagte nur: „Ihre Leistungen haben keineswegs unseren Anforderungen entsprochen. Deshalb kann ich es dem Unternehmen und unseren Kunden gegenüber nicht verantworten, Sie fest einzustellen. Heute ist Ihr letzter Arbeitstag.“ Dann stand der Mann auf, drückte Ingo die Hand und wünsche ihm viel Erfolg für die Zukunft. Damit hatte Ingo nicht gerechnet. Wortlos drehte er sich um und ging. Als er schon in der Tür stand, rief ihm der Personalleiter nach: „Ihren Resturlaub können Sie sich auszahlen lassen.“ Wie betäubt ging Ingo zu Frau Mertens von der Lohnbuchhaltung. „Ihnen standen 25 Urlaubstage zu, von denen Sie nur 15 genommen haben“, sagte diese nach einem Blick in ihren Computer. „Für die 10 Tage Resturlaub überweisen wir Ihnen in den nächsten Tagen 216 Euro.“ Ingo wollte wissen, wie dieser Betrag zustande komme. „Ihr Monatsgehalt beträgt 450 Euro“, erklärte Frau Mertens. „Das ergibt bei zwölf Monaten ein Jahresgehalt von 5400 Euro. Ein Jahr hat 250 Arbeitstage, woraus sich ein Tagesgehalt von 21 Euro und 60 Cent ergibt. Folglich stehen Ihnen für die zehn Tage Resturlaub 216 Euro zu.“ Inzwischen konnte Ingo wieder klar denken. „Liebe Frau Mertens“, sagte er, „ich glaube, da ist Ihnen ein kleiner Fehler unterlaufen. Da ich zehn Tage Urlaub nicht genommen habe, habe ich zehn Tage mehr gearbeitet, als ich gemusst hätte. Für diese zehn Tage steht mir natürlich auch Urlaub zu, den ich aber gleichfalls nicht genommen habe. Auch für diese zusätzliche Arbeitszeit steht mir Urlaub zu, den ich wiederum nicht genommen habe. Und so geht das immer weiter. Also rechnen Sie bitte noch einmal ganz genau nach, wie viel Geld mir tatsächlich zusteht.“ Wissen Sie, wie viel Geld die Firma Supersauber dem Sohn meines Nachbarn gerechterweise für seinen Resturlaub noch überweisen müsste?

So machen Sie diesen Monat mit

Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Schicken Sie bitte Ihre Lösung (ausschließlich!) auf einer Postkarte bis zum 31. März 2013 an:

bild der wissenschaft, Kennwort „Cogito 03|13″

Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen

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Die Lösung und die Namen der Gewinner werden im Juni-Heft 2013 auf der Leserbrief-Seite veröffentlicht.

Das gibt es zu gewinnen

Unter den Einsendern der richtigen Lösung werden fünf Exemplare des Buchs „Quantenmechanik für Ahnungslose“ von Michael Haugk und Lothar Fritsche ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. In ihrem Buch beschreiben die beiden Physiker die Grundlagen der Quantenphysik in kompakter Form. Und sie bieten eine originelle Deutung der notorischen Interpretationsproblematik an – Stichwort: Schrödingers Katze. Dabei versuchen sie die Welt des Allerkleinsten ohne abstruse Paradoxien verständlich zu machen. Viele Grafiken und etwas Mathematik veranschaulichen eine der besten Theorien in der Geschichte der Wissenschaft. Mehr Informationen unter: www.hirzel.de.

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

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Pe|tu|nie  〈[–nj] f. 19; Bot.〉 Angehörige einer Gattung der Nachtschattengewächse mit trichterförmigen Blüten: Petunia [wegen der Ähnlichkeit mit dem verwandten Tabak, der im 16./17. Jh. mit einem indianischen Wort petum … mehr

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