Über den Sinn und Zweck der vielen kleinen Erhebungen rund um das Maul von Krokodilen ist schon viel spekuliert worden. Die Theorien reichen von Sinnesorganen zur Wahrnehmung elektrischer und magnetischer Felder oder des Salzgehalts von Wasser bis hin zu einer Art von Sensoren, die Druck und Vibrationen erkennen. Eindeutige Beweise für die eine oder andere Hypothese gab es bisher nicht.
Die US-Biologen Duncan B. Leitch und Kenneth C. Catania von der Vanderbilt University in Nashville haben den urtümlichen Echsen daher jetzt aufs Maul geschaut und herausgefunden: Die Pünktchen sind tatsächlich Sinnesorgane, die auf Druck und Vibrationen reagieren. Zur Überraschung der Wissenschaftler sind sie so empfindlich, dass sie selbst noch Veränderungen registrieren, die eine menschliche Fingerspitze nicht wahrnehmen würde.
Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher mit modernsten Licht- und Elektronenmikroskopen und indem sie testeten, auf welche Reize die Erhebungen reagierten. Leitch und Catania vermuten, dass die Sinnesorgane den Krokodilen vor allem die schnelle Unterscheidung zwischen einer lohnenden und einer uninteressanten Beute ermöglicht. Außerdem könnte die Feinfühligkeit des Mauls den Muttertieren helfen, ihre Jungen beim Schlüpfen aus dem Ei zu unterstützen und sie zwischen den Zähnen zu transportieren, ohne sie zu verletzen.