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Schutzwächter für Kolibrinester

Erde|Umwelt

Schutzwächter für Kolibrinester
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Archilochus alexandri im Nest. Credit: Photo: Harold F. Greeney, Yanayacu Biological Station
Mexikanische Blauhäher machen Kolibris in Arizona das Leben schwer. Die rabiaten Nesträuber plündern mit Vorliebe die Nester der kleinen Vögel. Doch die haben eine Strategie entwickelt, um ihre Eier und Küken vor den Räubern zu schützen: Sie nisten dort, wo auch Habichte brüten. Denn vor den großen Greifvögeln nehmen sich die Häher in Acht – und die Kolibris können in Ruhe ihre Jungen großziehen.

Die Präsenz der Habichte beschert den in Nord- und Mittelamerika beheimateten Schwarzkinnkolibris einen bedeutend besseren Bruterfolg. Wie eine Studie nun zeigt, schrecken die Greifvögel typische Fressfeinde der Kolibris effektiv ab. Auf diese Weise leisten die Habichte wichtige Überlebenshilfe für den Nachwuchs – ohne dass die Arten je aktiv miteinander interagieren würden. Die Beobachtung erklärt erstmals, warum Kolibris ihre Nester oft in unmittelbarer Nähe von Habichthorsten errichten.

Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler um Harold Greeney von der University of Nevada in Reno das Brutverhalten der Vögel in den Chiricahua Mountains im US-Bundesstaat Arizona analysiert. Über einen Zeitraum von drei Brutperioden kartierten sie mithilfe von GPS die Nester von Schwarzkinnkolibris  und Habichten sowie den ebenfalls zur Familie der Habichtartigen gehörenden Rundschwanzsperbern. Außerdem dokumentierten die Forscher die Überlebensraten von Kolibrieiern und –küken – und beobachteten das Jagdverhalten ihrer größten Feinde, den Mexikanischen Blauhähern der Unterart Aphelocoma wollweberi. Die Ergebnisse hat das Team nun im Fachmagazin Science Advances veröffentlicht.

Habicht-Nähe fördert Überleben

Die Wissenschaftler konnten insgesamt 342 Kolibrinester erfassen. Dabei offenbarte sich ein eindeutiges Muster: 80 Prozent der Brutstätten befanden sich im direkten Umfeld von Habichthorsten. Der Bruterfolg der Kolibris war an diesen Stellen höher als fernab der Greifvögelnester – zumindest wenn der Horst auch tatsächlich von einem Habicht benutzt wurde und nicht verlassen war.

Demnach scheint die Präsenz der Greifvögel für die nistenden Kolibris und ihren Nachwuchs von enormem Nutzen zu sein. Wie stark der Einfluss der Habichte auf das Überleben der Kolibri-Jungen ist, illustriert eine Beobachtung der Forscher besonders eindrucksvoll: „Einmal wurden vier aktive Horste von größeren Räubern zerstört. Die Überlebensrate sämtlicher umliegender Kolibrinester sank innerhalb von zwei Wochen nach diesem Vorfall auf nahezu Null“, schreiben die Wissenschaftler.

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Räuberfreie Zone unterm Horst

Warum brütende Habichte den Kolibris so wirksam als Schutzwächter dienen, zeigt ein Blick auf das Verhalten der Mexikanischen Blauhäher: Wenn die Greifvögel in der Nähe sind, ändern diese nämlich ihre Futtersuche. Sie weichen auf höher gelegene Baumwipfel aus, um nicht von den Habichten gefressen zu werden. Besonders sicher vor einer Attacke sind die Nesträuber, wenn sie sich mindestens so weit entfernt vom Boden aufhalten wie die Habichte selbst. Denn die Greifvögel nutzen als Ausgangspunkt für ihre Jagd Äste in der dichten Baumkrone, um von dort nach Beute Ausschau zu halten. Haben sie ein Opfer gesichtet, fliegen sie pfeilschnell los und stürzen sich dabei meist in die Tiefe. Was oberhalb oder auf gleicher Höhe passiert, ist für die jagenden Habichte deshalb offensichtlich weniger interessant.

Die Habichte beeinflussen das Verhalten der Blauhäher im Vergleich zu anderen Faktoren besonders stark. Aus diesem Grund entsteht unter und um bewohnte Habichthorste herum eine quasi Häher-freie Zone. Diese ist den Beobachtungen der Forscher zufolge kegelförmig und stellt für Kolibris einen sicheren Ort dar, um Nester zu bauen. Indirekt spielen die Habichte deshalb eine entscheidende Rolle für den Bruterfolg der Schwarzkinnkolibris, weil sie deren aggressivsten Feinde von den Nestern fernzuhalten vermögen.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Daniela Albat
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