Wenn die ersten Akkorde von Beethovens Fünfter Sinfonie, der Schicksalssinfonie, wuchtig durch den Konzertsaal donnern, ist das ein erhebendes Gefühl – für das Publikum. Die Musiker im Orchester leiden dagegen oft Qualen bei der Aufführung. Viele von ihnen haben massive Gesundheitsprobleme, vor allem durch die große Lautstärke. Eine Initiative von Forscherinnen der Hochschule Luzern um Monica Basler will jetzt Abhilfe schaffen. Gemeinsam mit der Philharmonia Zürich wurde erstmals für den deutschsprachigen Raum ein Konzept für eine betriebliche Gesundheitsförderung von Orchestermusikern entwickelt.
Zunächst ließen Basler und ihr Team die 77 Musiker der Philharmonia Fragebögen zu körperlichen und psychischen Beschwerden ausfüllen. Abgefragt wurde auch, was für die Musiker ausschlaggebend für ihr Wohlbefinden am Arbeitsplatz ist. Außerdem führten die Wissenschaftler persönliche Interviews mit den Betroffenen, um die Fragebogen-Befunde zu überprüfen und einzuordnen.
Es zeigte sich, dass die große Lautstärke eine starke Belastung ist. 18 Prozent der Orchestermitglieder klagten über Lärmüberempfindlichkeit, 14 Prozent über Höreinbußen, 13 Prozent litten an Tinnitus und 10 Prozent an anderen Hörbeeinträchtigungen. Außerdem hatte ein Fünftel der Befragten Schmerzen in Schulter und/oder Nacken und zwölf Prozent Augenprobleme wegen der schlechten Beleuchtung auf der Bühne und im Orchestergraben. Als weiteres Problem führten Musiker die schlecht einstellbaren Stühle an, auf denen sie während der Aufführung sitzen müssen. Als belastend empfanden sie auch die Arbeitszeiten und den Konkurrenzdruck innerhalb des Orchesters.
Aufgrund dieser Erkenntnisse ergreift die Philharmonia Zürich jetzt Maßnahmen, um die Situation deutlich zu verbessern. Orchesterdirektor Heiner Madl erklärt: „Den Musikern werden Massagen angeboten, und wir planen den Einbau von Duschen. Außerdem wird es einen Ruheraum, bessere Stühle und auch ein neues Beleuchtungssystem für die Notenpulte geben.“
Weitere Orchester haben bereits Interesse bekundet, die Ergebnisse von Baslers Studie umzusetzen.