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Der Wonneproppen-Faktor

Gesellschaft|Psychologie

Der Wonneproppen-Faktor
Machen Kinder glücklich? Diese Frage entzweit Forscher.

Mit dem Glück ist das so eine Sache, vor allem wenn man ein Kind bekommt: Auf der einen Seite haben Eltern neues Leben in die Welt gesetzt und fühlen sich nun vom zahnlosen Lächeln ihres Winzlings wie verzaubert. Auf der anderen Seite schreit der Fratz dauernd, kotzt manchmal ins Auto und fordert endlos durchwachte Nächte. Eltern sind deshalb für Glücksforscher ein beliebtes Studienobjekt – allerdings geben ihre Ergebnisse Rätsel auf. Denn ob Kinder ihre Eltern glücklich machen oder nicht, hängt von der Untersuchungsmethode ab.

„Es gibt zwei Arten von Studien, die untersuchen, inwieweit ein Kind das Glück seiner Eltern beeinflusst – Querschnitts- und Längsschnittstudien“, erklärt Maike Luhmann, Psychologin an der University of Illinois in Chicago. „In Längsschnittstudien, die über mehrere Jahre laufen, wird gefragt: Ist jemand, der ein Kind bekommen hat, glücklicher als vorher? Querschnittsstudien hingegen vergleichen das Glück von Eltern mit dem von Nicht-Eltern.“

Einen solchen Vergleich hat ein Team um die Psychologin Katherine Nelson von der University of California jetzt mit den Daten mehrerer Tausend US-Amerikaner angestellt. Diese wurden beispielsweise gefragt, wie glücklich sie im Großen und Ganzen seien und wie zufrieden mit ihrem Leben allgemein. Das Ergebnis: Frauen und Männer mit Kindern sind zufriedener und glücklicher.

Rückten die Forscher das Geschlecht in den Fokus, erhielten sie allerdings einen erstaunlichen Befund: Demnach sind lediglich Väter zufriedener und glücklicher, nicht aber Mütter. Woran das liegt, erklärt Nelson so: „Dieser Effekt wird hauptsächlich von kinderlosen Männern ausgelöst. Verglichen mit dem Rest der Bevölkerung sind sie oft relativ unglücklich.“ Maike Luhmann analysierte dagegen zahlreiche Längsschnittstudien. Sie fand heraus, dass für Eltern Glück nicht gleich Glück ist. Es kommt darauf an, wonach man fragt: „Bei der Zufriedenheit mit der Paarbeziehung gibt es einen ganz klaren Abfall nach der Geburt des Kindes, während beim emotionalen Glück, wenn überhaupt, ein leichter Aufwärtstrend stattfindet.“

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Das Henne-Ei-problem

Wie ist es also: Machen Kinder nun glücklich? Maike Luhmann wehrt die Frage ab: „Selbst wenn man zwei Gruppen vergleicht und herausfindet, dass die eine Gruppe glücklicher ist als die andere, heißt das noch lange nicht, dass ein bestimmtes Ereignis dafür der Auslöser war, etwa die Geburt eines Kindes. Denn es gilt auch: Bei glücklicheren Menschen ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie überhaupt Kinder bekommen.“ Ein klassisches Henne-Ei-Problem.

Um Ursache und Wirkung zu ergründen, müssten die Versuchspersonen willkürlich in zwei Gruppen eingeteilt werden: Die einen dürfen Kinder bekommen, die anderen nicht. Ein solcher Menschenversuch ist natürlich unmöglich – und so muss die Forschung die Antwort in Sachen Elternglück wohl schuldig bleiben. ■

von Franziska Konitzer

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