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Der Würfelkundler

Allgemein

Der Würfelkundler

Letztes Jahr im Sommer fuhr ich mit meinen Töchtern für ein verlängertes Wochenende an die Nordseeküste, um ein paar Tage am Strand in der Sonne zu liegen und mit den Kindern durchs Watt zu wandern. Leider meinte es Petrus nicht gut mit uns und schickte uns drei Tage Dauerregen. Die Ostfriesen behaupten zwar immer, es gebe kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung – aber auch mit einem Ostfriesennerz ist man nach einer zweistündigen Wanderung durch den Regen ordentlich durchgefroren. Darum saßen wird am Samstagnachmittag in der Gaststube unseres Hotels und spielten Mensch-ärgere-dich-nicht. Die Mädchen tranken heißen Kakao und ich einen starken Grog, um die Kälte aus den Knochen zu vertreiben. Unser Spiel zog sich schon über eine Stunde hin, da alle Spielmännchen immer kurz vor dem Ziel geschlagen wurden, und es war noch kein Ende abzusehen. „Können wir nicht ein bisschen schneller spielen?“, fragte Inga genervt und warf den Würfel mit Schwung auf den Tisch. Er rollte quer über die Platte, fiel auf der anderen Seite hinunter und blieb schließlich unter dem Nachbartisch liegen. Der Mann, der dort saß, hatte Ingas Missgeschick mitbekommen und sagte: „Alea iacta est.“ „Wie bitte?“ , fragte ich. „Alea iacta est“, wiederholte er. „Der Würfel ist gefallen. Das sagte Julius Cäsar, als er mit seinem Heer den Rubikon überschritten hatte, um in Richtung Rom zu marschieren.“ Dann beugte er sich unter den Tisch, nahm den Würfel und gab ihn Inga zurück. „Ich habe etwas, womit man Mensch-ärgere-dich-nicht schneller spielen kann“, sagte er zu ihr, zog einen kleinen Kunststoffgegenstand aus der Tasche und gab ihn ihr. „Das ist ein zwölfseitiger Spielwürfel, mit dem man alle Zahlen von 1 bis 12 würfeln kann. Er hat die Form eines regulären Dodekaeders, dessen zwölf Seiten regelmäßige Fünfecke sind.“ Dann wandte er sich mir zu und sagte: „Gestatten, mein Name ist Kowalewski. Ich bin Würfelkundler.“ Er kratzte sich am Kopf und ergänzte etwas verlegen: „Naja, eigentlich bin ich pensionierter Finanzbeamter, aber ich erforsche die Eigenschaften der verschiedenen Arten von Spielwürfeln, die es auf der Welt gibt.“ „Sehr interessant“, sagte ich – und meinte das Gegenteil. „Nicht wahr?“, sagte der Würfelkundler erfreut. „Ein gewöhnlicher Spielwürfel hat sechs Flächen, auf denen die Augenzahlen von 1 bis 6 so verteilt sind, dass die Summe der Zahlen auf sich gegenüberliegenden Flächen jeweils 7 ergibt. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass unter diesen Bedingungen zwei verschiedene Verteilungen der Zahlen auf den Flächen möglich sind? Hält man einen Würfel so, dass man genau auf die Ecke schaut, an der die Flächen mit den Zahlen 1, 2 und 3 zusammenstoßen, können die Zahlen 1, 2 und 3 diese Ecke im oder gegen den Uhrzeigersinn umlaufen. Wir Würfelkundler sprechen von rechts- und linksdrehenden Würfeln.“ Inga drehte nachdenklich den dodekaedrischen Würfel zwischen den Fingern und meinte: „Bei diesem Würfel beträgt die Augenzahl auf den sich gegenüberliegenden Flächen stets zusammen 13.“ „Das hast du richtig beobachtet“, lobte sie der Würfelkundler. „Weißt du denn auch, wie viele verschiedene Anordnungen der Augenzahlen beim dodekaedrischen Würfel unter dieser Bedingung möglich sind?“ Leider wusste es keiner von uns. Aber Sie vielleicht?

So machen Sie diesen Monat mit

Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Schicken Sie bitte Ihre Lösung (ausschließlich!) auf einer Postkarte bis zum 30. Juni 2013 an:

bild der wissenschaft, Kennwort „Cogito 06|13″

Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen

Die Lösung und die Namen der Gewinner werden auf der Leserbrief-Seite im September-Heft 2013 veröffentlicht.

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Das gibt es zu gewinnen

Unter den Einsendern der richtigen Lösung werden fünf Bücher ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Buchpreis ist „Auf der Suche nach den ältesten Sternen“ von Anna Frebel. Darin beschreibt die Astronomin den aktuellen Stand der „galaktischen Archäologie“. Denn so wie Archäologen nach Zeugnissen der Vergangenheit suchen, um die menschliche Kulturgeschichte zu entschlüsseln, arbeiten Astronomen daran, die Entwicklung des Kosmos nachzuzeichnen. Anna Frebel gelang mit ihrer Entdeckung des ältesten bis dahin bekannten Sterns ein Schlüsselfund. In ihrem Buch berichtet sie darüber und erzählt anschaulich von ihrer Arbeit mit den Teleskopen in den entlegensten Gegenden der Welt. Mehr Informationen unter: www.fischerverlage.de

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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Sub|trak|ti|on  〈f. 20; Math.〉 das Abziehen, Subtrahieren (eine der vier Grundrechenarten) [zu lat. subtrahere … mehr

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