Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Darmbakterien „rufen“ zur Schaben-Versammlung

Erde|Umwelt

Darmbakterien “rufen” zur Schaben-Versammlung
15-12-07 Schaben.jpg
Für Nymphen - die Jungtiere von Küschenschaben - sind die Aggregationspheromone besonders wichtig. (Foto: Ayako Wada-Katsumata, NC State University)
Sie sind der Inbegriff widerlichen Ungeziefers: Küchenschaben fressen Vorräte, übertragen Krankheitserreger und sind schlicht ekelhaft – so jedenfalls die Ansicht vieler Menschen. Ein Erfolgskonzept ihrer berüchtigten Hartnäckigkeit ist Kommunikation: Die Krabbler rotten sich durch bestimmte Duftstoffe zu Gruppen an sicheren Plätzchen zusammen. Dieser miefende Versammlungs-Ruf entsteht letztlich durch Darmbakterien der Insekten, berichten nun Forscher. Solche Erkenntnisse könnten ihnen zufolge zur Entwicklung von effizienteren Ködern zur Kontrolle der Plagegeister führen.

Auf eine Schabe, die man sieht, kommen Massen, die sich irgendwo verstecken, heißt es: Deutsche Küchenschaben (Blattella germanica) machen es sich gerne gemeinschaftlich in Verstecken gemütlich. Von hier aus schwärmen sie dann nachts zu ihren unbeliebten  Erkundungszügen in Küche und Co aus. Auch sorgsame Hygiene und Bekämpfungsmaßnahmen helfen oft nicht, wenn sich die Biester einmal in irgendwelchen Hohlräumen festgesetzt haben. Es ist bekannt, dass sie diese durch ihre Fäkalien mit einem “Stallgeruch” versehen, den Schaben wie einen Willkommensgruß empfinden. Er ist auch für Menschen wahrnehmbar – sensible Personen können einen Schabenbefall bereits früh an dem typischen Mief erkennen. Besonders intensiv reagieren offenbar die Jungtiere der Kakerlaken auf die Botenstoffe, berichten die Forscher um Coby Schal von der North Carolina State University in Raleigh : “Für die Nymphen ist es wichtig, einen sicheren Ort zu finden, und genau dabei helfen ihnen diese Pheromone”, so der Forscher.

Analysierter Kakerlaken-Duft

Er und seine Kollegen haben nun den Geruch des Kakerlaken-Kots zu Analysezwecken buchstäblich auseinandergenommen: Sie identifizierten die einzelnen Geruchsbestandteile mittels Gaschromatografie und Massenspektroskopie. Insgesamt fanden sie 40 Einzelkomponenten, aus denen der miefende Cocktail mit Kommunikationsfunktion besteht. Dabei ergab sich die Frage, ob einige der flüchtigen Substanzen durch die Aktivität von Darmbakterien entstehen. Um ihr nachzugehen, zogen die Forscher einige Versuchs-Schaben unter sterilen Bedingungen auf, so dass sie über keine Darmbakterien verfügten.

Darmbakterien sorgen für Lock-Komponenten

Tests belegten, dass die Ausscheidungen dieser Kakerlaken die Lockfunktion gegenüber Artgenossen nicht mehr erfüllten. “Wenn die Darmbakterien fehlen, fehlen auch die Aggregationspheromone”, resümiert Schal. Weitere  Analysen ergaben, dass den bakterienlos entstandenen Kakerlaken-Geschäftchen zwölf spezielle Geruchskomponenten fehlten, deren Bildung demnach mit der Aktivität der Kakerlaken-Darmflora verknüpft zu sein scheint.

Bald Fallen mit Spezial-Duft?

Die Ergebnisse legen nun nahe, dass Darmbakterien eine wichtige Rolle bei den Kommunikationssystemen von Insekten spielen, sagen die Forscher. Im Fall der Küchenschabe könnten Einblicke in die Komponenten ihrer Pheromon-Kommunikation nun letztlich dem Arsenal des Kammerjägers zu Gute kommen. Neuartige Köder mit duftender Wilkommensbotschaft könnten die ungebetenen Küchenbewohner besonders effektiv in die Falle locken.

Anzeige

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Tris|mus  〈m.; –, –men; Med.〉 Kaumuskelkrampf, Kiefersperre [<grch. trizein … mehr

He|lio|me|ter  〈n. 13; Astron.〉 heute kaum noch verwendetes astronomisches Instrument zum Bestimmen sehr kleiner Winkelabstände zw. zwei Gestirnen [<grch. helios … mehr

♦ ni|tro…, Ni|tro…  〈in Zus.〉 zu chem. Verbindungen gehörend, die die Nitrogruppe enthalten [<grch. nitros … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige