Auf eine Schabe, die man sieht, kommen Massen, die sich irgendwo verstecken, heißt es: Deutsche Küchenschaben (Blattella germanica) machen es sich gerne gemeinschaftlich in Verstecken gemütlich. Von hier aus schwärmen sie dann nachts zu ihren unbeliebten Erkundungszügen in Küche und Co aus. Auch sorgsame Hygiene und Bekämpfungsmaßnahmen helfen oft nicht, wenn sich die Biester einmal in irgendwelchen Hohlräumen festgesetzt haben. Es ist bekannt, dass sie diese durch ihre Fäkalien mit einem “Stallgeruch” versehen, den Schaben wie einen Willkommensgruß empfinden. Er ist auch für Menschen wahrnehmbar – sensible Personen können einen Schabenbefall bereits früh an dem typischen Mief erkennen. Besonders intensiv reagieren offenbar die Jungtiere der Kakerlaken auf die Botenstoffe, berichten die Forscher um Coby Schal von der North Carolina State University in Raleigh : “Für die Nymphen ist es wichtig, einen sicheren Ort zu finden, und genau dabei helfen ihnen diese Pheromone”, so der Forscher.
Analysierter Kakerlaken-Duft
Er und seine Kollegen haben nun den Geruch des Kakerlaken-Kots zu Analysezwecken buchstäblich auseinandergenommen: Sie identifizierten die einzelnen Geruchsbestandteile mittels Gaschromatografie und Massenspektroskopie. Insgesamt fanden sie 40 Einzelkomponenten, aus denen der miefende Cocktail mit Kommunikationsfunktion besteht. Dabei ergab sich die Frage, ob einige der flüchtigen Substanzen durch die Aktivität von Darmbakterien entstehen. Um ihr nachzugehen, zogen die Forscher einige Versuchs-Schaben unter sterilen Bedingungen auf, so dass sie über keine Darmbakterien verfügten.
Darmbakterien sorgen für Lock-Komponenten
Tests belegten, dass die Ausscheidungen dieser Kakerlaken die Lockfunktion gegenüber Artgenossen nicht mehr erfüllten. “Wenn die Darmbakterien fehlen, fehlen auch die Aggregationspheromone”, resümiert Schal. Weitere Analysen ergaben, dass den bakterienlos entstandenen Kakerlaken-Geschäftchen zwölf spezielle Geruchskomponenten fehlten, deren Bildung demnach mit der Aktivität der Kakerlaken-Darmflora verknüpft zu sein scheint.
Bald Fallen mit Spezial-Duft?
Die Ergebnisse legen nun nahe, dass Darmbakterien eine wichtige Rolle bei den Kommunikationssystemen von Insekten spielen, sagen die Forscher. Im Fall der Küchenschabe könnten Einblicke in die Komponenten ihrer Pheromon-Kommunikation nun letztlich dem Arsenal des Kammerjägers zu Gute kommen. Neuartige Köder mit duftender Wilkommensbotschaft könnten die ungebetenen Küchenbewohner besonders effektiv in die Falle locken.