Beschleunigtes Schneckentempo
Nun stellte sich die Frage: Wie haben es die begrenzt mobilen Kriecher von den Pyrenäen bis auf die weit entfernte Atlantikinsel geschafft? Eine Reise auf Treibgut sei eher unwahrscheinlich, sagen die Forscher. Denn die Hain-Bänderschnecke des Typs C kommt nicht direkt an der Atlantikküste Südfrankreichs oder Spaniens vor, sondern nur tief im Landesinneren. Dass die Schnecken als blinde Passagiere an den Füßen von Vögeln reisten, sei auch wenig plausibel. Der Erklärung von Grindon und Davison zufolge waren es deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit Menschen, die ( C. nemoralis) Typ C mit auf die Reise genommen hatten.
Es gibt bereits Hinweise darauf, dass die Bewohner der Pyrenäen-Region schon vor Urzeiten gerne Schnecken verspeisten. Darauf weisen Funde in Höhlen hin. Möglicherweise wurden C. nemoralis hier bereits gezielt als Nahrungsquelle gehalten. Die ältesten Nachweise der Existenz von Hain-Bänderschnecken in Irland sind dagegen erst etwa 8.000 Jahre alt, berichten die Wissenschaftler. Grindon und Davison zufolge könnte es also sein, dass Menschen aus der Pyrenäen-Region die Schnecken als Proviant mitgebracht hatten, als sie die Insel damals besiedelten. Sie könnten in diesem Zeitfenster aber auch über Handelsbeziehungen oder als blinde Passagiere auf Booten nach Irland gelangt sein. Als erster Reiseabschnitt erscheint dabei eine Route besonders plausibel: Der Fluss Garonne, der die Atlantikküste Frankreichs mit der inneren Pyrenäen-Region verbindet.
Folglich könnten in dem Verbreitungsmuster der Hain-Bänderschnecke ein Hinweis über Migrationsbewegungen und Handelsbeziehungen der Steinzeit schlummern, resümieren Grindon und Davison. Es wäre übrigens nicht das letzte Mal gewesen, dass der Mensch die Hain-Bänderschnecken verbreitet hat: Inzwischen kriechen die hübschen Schneckchen beispielsweise auch durch einige Teile Nordamerikas.