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Was Frauen schön macht

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Was Frauen schön macht
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Die richtige Menge Fett im Gesicht bei gleichzeitig niedrigem Stresshormonspiegel: Bei Frauengesichtern spielen andere Faktoren für die Attraktivität eine Rolle als bei Männergesichtern. Bild: Thinkstock
Frauen mögen Männer mit männlichen Gesichtern – und stehen damit offenbar gleichzeitig auf ein gutes Immunsystem: Je stärker nämlich die Körperabwehr eines Mannes auf Impfungen reagiert, desto attraktiver wirkt sein Gesicht auf Frauen. Entdeckt hat das erst im vergangenen Jahr ein Forscherteam um den Finnen Markus Rantala. Jetzt hat sich die gleiche Gruppe mit ausgleichender Gerechtigkeit dem anderen Geschlecht gewidmet – und siehe da: Bei Frauen spielt das Immunsystem überraschenderweise überhaupt keine (bisher erkennbare) Rolle bei der Anziehungskraft des Gesichtes. Stattdessen kommt es auf den Stresshormonpegel an – und auf den Fettanteil.

Evolutionspsychologen sind sicher: Was man als schön empfindet, ist weder Zufall noch persönlicher Geschmack. Vielmehr hat sich im Lauf der Zeit herauskristallisiert, dass es praktisch ist, wenn bei einem potenziellen Partner genau das als attraktiv empfunden wird, was dem aus der Paarung hervorgehenden Nachwuchs Vorteile bieten würde – Anzeichen für robuste Gesundheit beispielsweise, für gute Gene oder für überdurchschnittliche Fruchtbarkeit. Als Beleg für diese These führen die Wissenschaftler vor allem an, dass viele Aspekte von Schönheit unabhängig von der Kultur von allen Menschen ähnlich bewertet werden. Das gilt besonders für das Gesicht: Hier bilden sich die Vorlieben für bestimmte Züge bereits in der frühen Kindheit heraus, zu einer Zeit also, in der die allgegenwärtigen Vorbilder der eigenen Kultur noch keine Chance hatten, sich im Gehirn festzusetzen. Es muss also, so die Schlussfolgerung, eine Art angeborenen Standard für schöne Gesichter geben.

Verteidigung hat oberste Priorität – bei Männern

Bei männlichen Gesichtern scheint dieser Standard stark vom Immunsystem geprägt zu sein, hatte das internationale Team im vergangenen Jahr gezeigt. Wenn sich eine Frau also einen Mann mit einem attraktiven Gesicht als Partner aussucht, profitiert sie zum einen direkt davon – sie vermeidet, sich mit irgendwelchen fiesen Krankheiten anzustecken – und zum anderen indirekt, indem sie ihrem Nachwuchs die bestmöglichen Abwehrkräfte mit auf den Weg gibt.

Doch was ist mit weiblichen Gesichtern? Dieser Frage sind die Forscher jetzt nachgegangen, indem sie – entsprechend der früheren Studie – 52 Frauen gegen Hepatitis B impften und nach zwei Monaten prüften, wie gut ihr Immunsystem auf diese Herausforderung reagiert hatte. Zudem fotografierten sie die Gesichter der Probandinnen während der fruchtbaren Phase in deren Zyklus, bestimmten ihre Stresshormonspiegel und erfassten den Körperfettanteil. Teilnehmen durften nur Frauen, die gesund waren und keine hormonellen Verhütungsmittel einnahmen. Anschließend legten die Wissenschaftler die Fotos 18 heterosexuellen Männern vor und baten sie, die Damen auf einer Skala von minus fünf (sehr unattraktiv) bis plus fünf (sehr attraktiv) zu bewerten.

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Gestresste Frauen sind hässlich

Das Ergebnis: Entgegen ihrer Erwartungen fanden die Forscher keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Antikörper, die die Frauen nach der Impfung produziert hatten, und ihrem Attraktivitätswert. Was jedoch eine klare Korrelation aufwies, waren Attraktivität und Stresshormonspiegel: Je mehr Cortisol die Damen im Blut hatten, desto weniger attraktiv erschienen ihre Gesichter den Männern. Auch der Körperfettanteil spielte eine wichtige Rolle, allerdings war dieser Zusammenhang nicht linear: Sehr magere Gesichter bekamen ebenso wie ziemlich fleischige eher weniger Punkte, während ein mittlerer Fettanteil bei den Männern am besten ankam.

Offensichtlich gibt es also einen Geschlechtsunterschied zwischen Männern und Frauen, was die Schlüsselfaktoren für ein attraktives Gesicht angeht, schlussfolgert das Team. Während den Männern die gute Körperabwehr quasi ins Gesicht geschrieben steht und bei den Frauen direkt punktet, sind es bei den Frauen eher indirekte Hinweise auf Gesundheit und Fruchtbarkeit, die die entscheidenden Rollen spielen. Hohe Stresshormonspiegel sind beispielsweise auf Dauer nicht nur schlecht für die eigene Gesundheit – sie beeinträchtigen Herz-Kreislauf-System, die Anfälligkeit für Krebs und auch die Funktion des Immunsystems –, sie können auch den normalen Zyklus beeinträchtigen und sogar den Eisprung unterdrücken. Auch ein zu niedriger oder zu hoher Körperfettanteil kann sich langfristig sowohl auf die eigene Gesundheit als auch auf die Fruchtbarkeit negativ auswirken.

Immunsystem könnte dennoch mitspielen

Allerdings müsse man einschränkend einräumen, dass diese Ergebnisse nicht zwangsläufig gegen einen Einfluss des Immunsystems auf die Attraktivität sprechen, erläutern die Forscher. Sie zeigten nur, dass es keinen direkten Zusammenhang gibt. Es könnte beispielsweise sein, dass es bei Frauen nicht die Antikörperproduktion ist, die den entscheidenden Beitrag leistet, sondern ein anderer Aspekt der Abwehr von Krankheitserregern. Das wollen die Psychologen nun in weiteren, größeren Studien testen.

Markus Rantala (Universität Turku) et al.: Journal of the Royal Society: Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2013.0255 © wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
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