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Neuronales Echo des Lachens

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Neuronales Echo des Lachens
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Credit: Thinkstock
Albern, höhnisch, verlegen… oder einfach nur eine Reaktion auf eine Kitzel-Attacke: Lachen ist nicht gleich Lachen – seine Art und Weise vermittelt viele unterschiedliche Botschaften. Es handelt sich somit um eine wichtige nonverbale Kommunikationsform des Menschen. Deutsche Forscher haben sich nun auf die Spur der Wirkung unterschiedlicher Lach-Arten auf die Hirnaktivität gemacht. Sie konnten zeigen, dass Kitzel-Lachen beim Hörer ein anderes neuronales Echo im Hirn auslöst, als die „sozial geladenen“ Lach-Arten spöttisch und freudig.

Das Lachen ist eine menschliche Verhaltensweise mit tiefen Wurzeln: „In seinen Grundzügen existiert es auch bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen“, erklärt Studienleiter Dirk Wildgruber von der Universität Tübingen. Sie reagieren auf Kitzeln mit Lauten, die dem menschlichen Lachen ähneln. „Sogar von Ratten ist ein ähnliches Verhalten bekannt“, ergänzt er. Beim Menschen hat sich das Lachen allerdings zu einem komplexen Element der Kommunikation entwickelt. Wir hören genau hin, um was für eine Art Lachen es sich handelt, denn je nachdem wie es klingt, kann es einladen oder ausgrenzen. „Manche haben beispielsweise eine ausgesprochene Angst davor, ausgelacht zu werden“, sagt Wildgruber. Die Forscher konnten nun dokumentieren, wie gut wir durch bloßes Zuhören Lacharten unterscheiden können, und dass diese unterschiedlichen Formen auch verschiedene Hirnaktivitäten hervorrufen.

Wildgruber und seine Kollegen führten ihre Versuche mit 18 männlichen und weiblichen Studenten durch. Diese lauschten Aufzeichnungen von Lachen, das aus drei unterschiedlichen Kontexten stammte: Spöttisches, freudiges und Kitzel-Lachen. Die Probanden sollten beantworten, um welche Art es sich handelte. Währenddessen erfassten die Forscher die Hirnaktivität der Testteilnehmer mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT).

Da lacht jemand einen anderen aus

Die Ergebnisse zeigten: In den überwiegenden Fällen konnten die Probanden zuordnen, um welches Lachen es sich handelte. Dies ging mit typischen Mustern der neuronalen Aktivität einher, zeigten die Auswertungen der Hirnscans: „Sowohl das höhnische als auch das freudige Lachen riefen Reaktionen in einem speziellen Bereich des Stirnhirns hervor, dem sogenannten Mentalisierungs-Areal“, berichtet Wildgruber. Von dieser Region ist bereits bekannt, dass sie bei der Analyse der Absichten von Mitmenschen eine Rolle spielt. Spöttisches und freudiges Lachen unterschieden sich wiederum untereinander in ihrem Muster der Verknüpfung zwischen verschiedenen Bereichen des Gehirns, erklärt Wildgruber.

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Beim Hören des Kitzel-Lachens war das Mentalisierungs-Areal dagegen nicht aktiviert. Bei dieser Lach-Form wurde stattdessen ein Hirnbereich verstärkt angesprochen, der bei der Wahrnehmung von akustischen Reizen und menschlichen Stimmen wichtig ist. Den Forschern zufolge liegt dies vermutlich daran, dass die Struktur von Kitzel-Lachen dichter ist als das Lach-Muster der anderen beiden Formen: Die Folge von Hi-Hi oder Ha-Ha erfolgt beim Kitzel-Lachen schneller.

Die Ergebnisse könnten nun dazu dienen, den neuronalen Grundlagen von psychischen Störungen auf den Grund zu gehen, sagen die Wissenschaftler. Bei vielen dieser Erkrankungen haben die Betroffenen Probleme, Botschaften nonverbaler Kommunikation richtig zu erfassen. Das gilt besonders für Menschen mit sozialen Angsterkrankungen. Sie halten beispielsweise ein freundliches Lachen für ein spöttisches. In zukünftigen Studien wollen Wildgruber und seine Kollegen nun herausfinden, welche neuronalen Muster diesen Fehlinterpretationen zugrunde liegen.

Alberto Saal (Brown University) et al.: plosone, doi:10.1371/journal.pone.0063441 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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