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Prähistorische Todesfalle

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Prähistorische Todesfalle
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Künstlerische Darstellung der Höhle. Credit: Mauricio Antón
Ein verlockender Duft lag in der Luft – er führte zwei Säbelzahnkatzen vor etwa neun Millionen Jahren zur Öffnung einer Höhle. Aus ihr waberte der Geruch eines toten Nashorns, das in die Bodenöffnung gestürzt war. Die beiden Großkatzen versuchten nun, das Festmahl zu erreichen und besiegelten damit ihr Schicksal: Sie gelangten zwar zu dem Kadaver, aber die steilen Höhlenwände machten eine Rückkehr unmöglich. So verendeten auch sie und wurden damit selbst zum „duftenden“ Köder für weitere Raubtiere. Dieses Szenario ist Forschern zufolge die Erklärung für eine rätselhafte Ansammlung von Raubtierfossilien an einem Fundort in Spanien.

Im Jahr 1991 entdeckten Bergleute bei ihren Arbeiten nahe Madrid eine enorme Lagerstätte von Tierknochen. Seitdem haben Paläontologen an diesem Fundort namens Batallones-1 rund 18.000 Fossilien urtümlicher Säugetiere ausgegraben. Es handelte sich dabei vor allem um Überreste von Raubtieren, wie Säbelzahnkatzen, Bärenhunden und Hyänenarten. Es wurden dagegen nur wenige Spuren von Pflanzenfressern entdeckt.

Bisherige Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass es sich bei dem Fundort um ein ehemaliges Höhlensystem handelt, das im Laufe der Zeit von Sedimenten aufgefüllt wurde. Warum sich hier allerdings ausgerechnet so viele Raubtierknochen angesammelt hatten, blieb ein Rätsel. Nun bieten die Forscher um Soledad Domingo von der University of Michigan eine plausible Erklärung: Die Höhle war eine tödliche Falle, die ihre Opfer fortwährend mit frischen Ködern anlockte.

Der Nase nach nach ins Verderben

Für ihre Studie analysierten die Forscher noch einmal systematisch die Funde und die geologische Entwicklung der Höhle. Es zeigte sich, dass es sich bei 98 Prozent der Fossilien tatsächlich nur um Überreste von Fleischfressern handelte. Damit war auszuschließen, dass die Knochen zufällig durch Überschwemmungen in die Höhle gelangt waren. Die Untersuchungen der Lage und der gute Zustand der Fossilien legte außerdem nahe, dass die Tiere lebendig und gesund in die Höhle gelangt und dann erst dort langsam verendetet waren.

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Wahrscheinlich hat sie der Geruch von Aas gelockt, sagen die Forscher. Pflanzenfresser mieden die Höhle dagegen, weshalb ihre Fossilien selten sind. Doch vielleicht standen sie jeweils am Anfang einer verhängnisvollen Kette des Verderbens, mutmaßen die Forscher: Dafür spricht beispielsweise der Fund von Überresten eines Nashorns unter den Fossilien der ehemaligen Höhle. Es könnte in die Öffnung gestürzt sein und wurde damit zum primären Köder: Sein Kadaver lockte Räuber an, die anschließend ebenfalls zur stinkenden Verlockung avancierten, die wiederum neue Opfer anzog und so weiter.

So häuften sich den Forschern zufolge also die prähistorischen Leichen an und wurden gelegentlich von Sedimenteinlagerungen bedeckt. Auf diese Weise bildete sich der bizarre Höhlenfriedhof, der dann schließlich zu einem Eldorado für Paläontologen wurde: Sie haben hier bereits Überreste von prähistorischen Raubtierarten entdeckt, die aus dieser Region bis dahin nicht bekannt waren.

Soledad Domingo (University of Michigan) et al.: plosone, 10.1371/journal.pone.0063046 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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