Angst vor Folgen gehäufter Impfungen
„Aktuell besteht vor allem die Sorge, dass die große Zahl der Impfungen, die den Kindern verabreicht werden, Lernschwächen und Autismus fördern könnten“, berichten Frank DeStefano von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta und seine Kollegen. In einer aktuellen Umfrage hätten 30 bis 36 Prozent aller befragten Eltern diese Sorgen geäußert. Einer anderen Studie zufolge weigern sich zehn Prozent der Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen oder zögern die Impfungen hinaus, weil sie glauben, dass diese dann schonender für ihr Kind wären. DeStefano und seine Kollegen haben daher nun noch einmal systematisch untersucht, ob es möglicherweise doch einen Zusammenhang zwischen der Menge der immunwirksamen Bestandteile, der sogenannten Antigene, und dem Autismusrisiko gibt.
Für ihre Studie werten die Forscher Daten von insgesamt 256 Kindern mit einer autistischen Störung und 752 gesunden Kontrollkindern aus. Alle Kinder waren zwischen sechs und 13 Jahren alt. Anhand der Impfscheine und Patientendaten ermittelten sie, welche Impfungen die Kinder bis zum zweiten Lebensjahr erhalten hatten. Zudem hielten sie fest, wie viele Antigene die verabreichten Vakzinen jeweils enthielten.
Kein Effekt selbst bei geballter Immunisierung feststellbar
„Wir haben dabei keinerlei Belege für eine Verbindung zwischen den Impfungen, den immunstimulierenden Bestandteilen der Vakzine und dem Risiko für eine autistische Störung gefunden“, konstatieren DeStefano und seine Kollegen. Selbst dann, wenn die Kinder mehrere Impfungen an einem Tag erhalten hatten und damit hohe Dosen von Antigenen, waren sie nicht häufiger an Autismus erkrankt als diejenigen, die weniger oder gar nicht geimpft worden waren. Die Sorge der Eltern, dass Kinder heute zu viele Impfungen im Säuglingsalter erhalten, ist daher nach Ansicht der Forscher zumindest in Bezug auf das Autismusrisiko unbegründet.
„Das Immunsystem der Kinder kann problemlos auf eine große Zahl von immunstimulierenden Reizen auf einmal reagieren“, erklären die Forscher. Das sei auch sinnvoll, denn von Geburt an seien die Kinder einer Vielzahl von Krankheitserregern ausgesetzt. Ihre Abwehr sei so stabil, dass sie theoretisch tausende von Impfstoffen auf einmal verkraften könne. Nach Ansicht der Wissenschaftler müssen sich Eltern auch keine Sorgen machen, weil heute mehr Impfungen empfohlen werden als früher. Denn weil die Vakzine heute schonender und gezielter wirken, enthalten sie weniger Antigene als noch vor zehn oder 15 Jahren. In den späten 1990er Jahren habe ein Kind bis zum Alter von zwei Jahren noch mehrere tausend immunstimulierende Substanzen durch Impfungen erhalten, in dieser Zeit wurden auch die meisten Kinder der Studie geimpft. Heute dagegen bekommt ein Kind bis zum zweiten Lebensjahr mit seinen Impfungen im Durchschnitt nur rund 315 Antigene.