Enttäuschter Blick in den Futternapf: Heute will die ?samtpfötige Diva? mal wieder keine knusprigen Pellets, sondern lieber Nassfutter ? oder am besten beides. Was hinter diesem wählerischen Fressverhalten von Katzen stecken könnte, haben Forscher nun aufgedeckt: Die Tiere versuchen demnach instinktiv ein optimales Verhältnis der Hauptnährstoffe in ihrer Nahrung zu erreichen. Haben sie freie Auswahl aus unterschiedlich zusammengesetzten Futterquellen, fressen sie hier ein bisschen und da ein wenig, bis sich ein charakteristisches Verhältnis von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten im Katzenbauch einstellt.
Die Ergebnisse der Forscher um Stephen Simpson von der Universität Sydney basieren auf Fütterungsexperimenten, die sie mit einigen samtpfötigen Probanden durchgeführt haben. Einer der Versuche entsprach dabei vermutlich dem Traum aller Katzen: Sie durften sich nach Belieben an vielen unterschiedlichen Futterquellen bedienen. Dabei hatten sie die Auswahl zwischen Schälchen mit verschiedenen Nass- oder Trockenfuttersorten, die sich in ihrem Nährstoffgehalt unterschieden. Bei einem Futter-Rezept war beispielsweise der Fettgehalt besonders hoch, bei einem anderen war der Eiweißanteil niedrig und so weiter. Bei einer zweiten Versuchsreihe wurde den Versuchstieren drei Tage lang jeweils nur ein bestimmtes Trocken- und ein Nassfutter zur Auswahl vorgesetzt. Für die Auswertung dokumentierten die Forscher, wie viel die Katzen von welcher Futtersorte verspeist hatten.
Schmausen im Katzen-Schlaraffenland
Die Ergebnisse zeigten, dass unterm Strich das selbstgewählte Menü der Katzen stets ungefähr das gleiche Verhältnis an Hauptnährstoffen aufwies: 52 Prozent der täglichen Energiezufuhr stammen demnach aus Eiweiß, 36 Prozent aus Fett und 12 Prozent aus Kohlenhydraten. Den Forschern zufolge entspricht das interessanterweise den Gehalten von Beutetieren der wilden Verwandten der Hauskatze, wie eine früher Studie gezeigt hat. Katzen können also sowohl die Nährstoffgehalte in Nass- als auch im konzentrierten Trockenfutter ?herausschmecken? und wählen dann instinktiv eine mausähnliche Zusammensetzung bei der Futtermischung, folgern die Forscher.
Für Katzenhalter bedeute dies: Es ist sinnvoll, den tierischen Freunden sowohl Nass- als auch Trockenfutter anzubieten, sagen Simpson und seine Kollegen. Denn handelsübliches Nassfutter ist meist etwas reicher an Fett und Eiweiß, Trockenfutter besitzt dagegen oft viele Kohlenhydrate. Aus beiden Futterquellen kann sich die Katze dann eine optimale Nahrung kombinieren. Denn sie weiß am besten, was gut für sie ist.
Stephen Simpson (Universität Sydney) et al.: Journal of Comparative Physiology B, doi: 10.1007/s00360-012-0727-y © wissenschaft.de –
Martin Vieweg