Retallack, ein aus Australien stammender Geologe, hat nun das Gestein der wohl bekanntesten Fundstelle für Ediacara-Organismen in Australien mit modernsten Methoden untersucht. Er kommt zu dem Schluss, dass der rote Sandstein ursprünglich an Land entstand. ?Der wichtigste Beweis für diese neue Sichtweise besteht darin, dass sich unmittelbar unterhalb der Sandsteinschicht mit den Abdrücken fossile Böden befinden?, sagt er. ?Mit anderen Worten: Die Ediacara-Fossilien befanden sich in der Position, die sie auch im Leben einnahmen, an der Oberfläche des Bodens an Land.? Der Analyse von Retallack zufolge war die Umwelt im Australien des Ediacariums kalt und trocken.
Andere Forscher sind allerdings skeptisch. Shuhai Xiao von der Virginia Tech beispielsweise hält die angeführten Belege für zweifelhaft, wie er in einem die Studie begleitenden Kommentar in „Nature“ schreibt. Seiner Meinung nach gibt es wesentlich überzeugendere Belege dafür, dass sowohl die australischen Abdrücke als auch viele andere Ediacara-Fossilien weltweit im Meer entstanden. Auch Paul Knauth von der Arizona State University schreibt, dass sich viele Befunde Retallacks auch anders interpretieren lassen. Der Forscher hält die neue Sichtweise dennoch nicht für völlig abwegig: ?Die Suche nach Hinweisen auf eine biologische Evolution abseits vom Meer ist ein aufregendes neues Forschungsgebiet? schreibt er. ?Immerhin gibt es Daten, die darauf hindeuten, dass die Landoberflächen damals ergrünten.? Falls sie wirklich Flechten, Schleimpilze oder Mikrobenkolonien waren, waren die seltsamen Ediacara-Wesen womöglich entscheidend an dieser Entwicklung beteiligt.