Es gab bereits zuvor Nachweise, dass Menschen in prähistorischer Zeit Milchprodukte nutzten – beispielsweise im Nordwesten Anatoliens schon vor 8.000 Jahren. Bei den entsprechenden Funden war aber nicht feststellbar, ob es sich um Gefäße für die Käseproduktion handelte oder ob sie der Herstellung anderer Formen fermentierter Milch dienten, wie beispielsweise Joghurt. Bei den Funden aus Polen ist das nun anders, da es sich um offensichtliche Käserei-Utensilien handelt, sagen die Forscher.
Durch die Löcher sickerte einst Molke
Die siebartigen Tongegenstände aus dem 6. Jahrtausend waren schon seit einiger Zeit bekannt, und es war auch bereits vermutet worden, dass die damaligen Menschen sie zur Käseherstellung nutzten. Allerdings hätte es auch sein können, dass die Siebstruktur anderen Anwendungen diente, wie beispielsweise dem Trennen des Honigs von den Waben. Melanie Salque und ihre Kollegen konnten durch chemische Analysen nun allerdings bestätigen, dass einst Milchbestandteile durch die Löcher sickerten: Sie fanden in dem Tonmaterial Rückstände von Fettsäuren, die eindeutig von Milchprodukten stammten.
Die Forscher untersuchten auch lochfreie Gefäße, die gemeinsam mit den Sieben gefunden worden waren. Bei manchen entdeckten sie ebenfalls Spuren von Milchprodukten, was darauf schließen lässt, dass sie im Zusammenhang mit den Sieben bei der Käseproduktion genutzt wurden. Bei anderen Gefäßen fanden sie dagegen keine Hinweise auf Fettsäuren aus Milch, sondern nur Spuren von Fleischprodukten. Sie dienten daher vermutlich zum Kochen, sagen die Forscher. Bei einigen weiteren Gefäßen konnten sie wiederum Beschichtungen aus Bienenwachs nachweisen. Möglicherweise kleidete diese Substanz deren Innenseiten aus und machte sie dicht. Demzufolge könnten diese Gefäße der Aufbewahrung von Wasser gedient haben.
Unterm Strich belegen die Ergebnisse die bereits facettenreiche Nutzung unterschiedlicher Keramiken in dieser Zeit, sagen die Forscher. ?Die Untersuchungen der Funde geben uns bemerkenswerte Einblicke in die Töpfe der prähistorischen Menschen?, resümiert Studienleiter Richard Evershed von der University of Bristol.