Insgesamt 30 Nerze in Einzelkäfigen dienten bei der Studie als Versuchstiere. 15 davon mussten jeweils in einem öden, 75 Zentimeter breiten Gefängnis ihr Dasein fristen. Die anderen wohnten dagegen in dreimal größeren Behausungen, mit verschiedenen Ebenen, Klettermöglichkeiten, Wasserschalen und Spielzeug.
Frustfressen im Nerz-Knast
Der Vergleich des Verhaltens der Tiere in beiden Haltungsformen offenbarte gut nachvollziehbare Unterschiede: Die Nerze in der Luxusvariante machten viel Gebrauch von ihrem Platz und den Beschäftigungsmöglichkeiten, während ihre Artgenossen in den eintönigen Gefängnissen den größten Teil der Zeit einfach vor sich hin starrten. Sie neigten dabei offenbar auch zu einem Verhalten, das uns ebenfalls bekannt vorkommen dürfte – Frustfressen: Sie nahmen zwischendurch deutlich mehr Futterpellets zu sich als ihre geschäftigen Kollegen.
Als ein weiteres Zeichen der Langeweile interpretieren die Forscher die Gier nach Abwechslung: Die Tiere in den reizlosen Käfigen reagierten auf Stimuli und Gegenstände mit Interesse, die die Nerze aus den abwechslungsreichen Behausungen links liegen ließen. Der Hunger nach Beschäftigungsmöglichkeiten war so groß, dass die gelangweilten Marder sogar dazu bereit waren, mit den eigentlich verhassten Handschuhen zu spielen, mit denen die Forscher die Tiere gelegentlich für Untersuchungen einfangen.
“Wir können nicht beweisen, dass Nerze und andere Tiere wirklich eine menschenähnliche Langeweile empfinden, denn diese subjektive Erfahrung lässt sich nicht messen?, sagt Meagher. ?Aber wir können dokumentieren, dass Tiere ähnlich reagieren wie wir: Wie gelangweilte Menschen sind sie teilnahmslos, nutzen aber jede Chance einer Stimulation”, so die Biologin. Meagher und Mason wollen Symptome der Langeweile nun auch an Arten untersuchen, denen man höhere Intelligenzleistungen zuspricht. Bei Primaten und Papageien in Gefangenschaft gelten Verhaltensstörungen durch Unterforderung bereits als ein großes Problem. Vielleicht kann die systematische Erforschung tierischer Langeweile helfen, das Leid zu mindern, das sie vermutlich verursacht, hoffen die beiden Biologinnen.