Der Wissenschaftler hat für seine Analysen die durchschnittliche Mutationsrate in den Intelligenz-Genen bei jedem Generationswechsel berechnet und daraus folgende Prognose entwickelt: Unterliegen genetische Eigenschaften bezüglich Intelligenz nicht einem evolutionären Druck, kommt es nach 3.000 Jahren (etwa 120 Generationen) in der Bevölkerung durchschnittlich in zwei Genen zu Mutationen mit negativen Folgen. ?Unser Intellekt ist zerbrechlich?, resümiert Crabtree.
Viele Kinder trotz verminderter Intelligenz
Die Intelligenz war in der Entwicklungsgeschichte des Homo sapiens ein zentraler Aspekt seines Erfolges. Mit ihrem scharfen Verstand konnten unsere Vorfahren Strategien entwickeln, mit denen sie schließlich fast jeden Lebensraum der Erde eroberten. In den kleinen Gruppen, in denen die Menschen damals lebten, war die Intelligenz vor allem für die Nahrungsversorgung wichtig. Ein Steinzeitmensch mit einer negativen Mutation in einem Intelligenz-Gen hatte deutlich geringere Chancen im Überlebenskampf und gab deshalb diese genetische Eigenschaft auch nicht an seine Nachkommen weiter. Mit der Entwicklung der Zivilisation habe sich das aber geändert, sagt Crabtree. Seit der Ackerbau Nahrung im Überschuss produzierte, war hohe Intelligenz demnach nicht mehr die Voraussetzung für viele Nachkommen – die natürliche Auslese blieb aus.
Die menschliche Intelligenz hatte ihren Gipfel möglicherweise vor etwa 6.000 bis 2.000 Jahren erreicht ? von da an ging`s bergab, meint Crabtree. Er vermutet sogar, dass ein durchschnittlicher Bürger des antiken Athen uns heutigen Menschen geistig deutlich überlegen war. Seither habe die mangelnde Auslese die Intelligenz-Genen geschwächt und die Menschheit mit jeder Generation durchschnittlich etwas weniger schlau gemacht. Doch die Entwicklung der Wissenschaft könnte dies eventuell wieder umdrehen, meint der Wissenschaftler: ?Eines Tages kann der Mensch vielleicht Mutationen im Erbgut gezielt korrigieren. Dadurch wäre die natürliche Selektion überflüssig.?