Bei der sogenannten Korallenbleiche, die intensiv zum Rückgang der weltweiten Korallenbestände beiträgt, verlassen die Algen zunehmend die Korallenpolypen, bis diese schließlich absterben. Auslöser dieses Effekts ist vor allem eine zu hohe Wassertemperatur, als Folge des Klimawandels. Bisher nahm man an, dass Korallenpolypen, die besonders dicht mit Algen besiedelt sind, unempfindlicher gegenüber der Meereserwärmung reagieren. Denn wenn die riffbildenden Polypen viele Algen beheimaten, dann können sie auch mehr von ihren verlieren, bevor die Bleiche einsetzt – so der Gedanke. Doch den Ergebnissen der Biologen um Ross Cunning von der University of Miami zufolge ist das Gegenteil der Fall.
Zu viel des Guten
Experimente an Himbeerkorallen ( Pocillopora damicornis) zeigten, dass sie bei steigenden Wassertemperaturen umso schneller erbleichen, je mehr symbiotische Algen sie anfangs besessen haben. Bei steigenden Wassertemperaturen nimmt die Algendichte sogar erst noch zu, bis dann ein bestimmter Punkt überschritten ist und ein Absterben einsetzt. Die Forscher vermuten, dass Sauerstoffradikale, die bei der Photosynthese der Algen entstehen, die Korallenpolypen bei zu hohem Besatz belasten. Deshalb hemmen die Nesseltiere den Symbiosepartner aktiv. Offenbar gerät dadurch allerdings das Ganze aus dem Gleichgewicht, mit fatalen Folgen: Die Korallenpolypen sind gestresst und sterben deshalb besonders leicht ab, wenn steigende Wassertemperaturen sie zusätzlich belasten.
Faktoren, die ein übermäßiges Algenwachstum in den Polypen begünstigen, gehören folglich zu den Grundursachen für die Korallenbleiche, sagen die Forscher. Ihnen zufolge sei das Hauptproblem dabei das erhöhte Nährstoffangebot, das durch Abwässer entsteht. An diesen ?Dünger? sind die Ökosysteme der Korallenriffe nicht angepasst. ?Wenn wir die Wasserqualität verbessern, könnten wir den Riffen helfen, mit den Auswirkungen des Klimawandels besser zurecht zu kommen?, sagt Koautor Andrew Baker von der UM’s Rosenstiel School in Miami.