Ein waberndes Gebilde auf Futtersuche
Chris Reid und seine Kollegen haben das faszinierende Bewegungsverhalten der Schleimpilze nun am Beispiel der Art Physarum polycephalum erneut unter die Lupe genommen. Ihre Beobachtungen zeigten, dass die Wesen die eigene Schleimspur als Anhaltspunkt bei ihrer Navigation nutzen. Treffen sie auf diese Hinterlassenschaften, weichen sie aus, um nicht bereits bekannte Areale erneut abzusuchen oder im Kreis zu ?schleimen?. Sie können aber im Notfall durchaus flexibel reagieren: Sind sie von allen Seiten von Schleimspuren umgeben, überqueren sie diese schließlich doch, um vorwärts zu kommen.
Physarum polycephalum im Zeitraffer.
Um dieses Verhalten noch genauer zu untersuchen, stellten die Forscher die Schleimer vor ein Problem: Sie wurden auf dem Trägermedium in U-förmige Hindernisse gesetzt, hinter deren Basis ein Zuckertropfen süße Locksignale aussandte. Der direkte Weg zum Futter war also versperrt ? die Schleimpilze mussten einen Weg aus dem U finden, um an den Zucker zu kommen. Wie sie sich dabei verhielten, dokumentierten die Forscher mit Kameraaufnahmen. Erst näherte sich die wabernde Masse zielstrebig dem Zuckertropfen. Am unteren Ende der Barriere angekommen, kam es dann zu einem Richtungswechsel entgegen dem Locksignal. Anschließend tasteten sich die Schleimpilze suchend voran, bis sie schließlich einen Weg um die Barriere fanden.
Externes Navigationssystem
Die Schleimspuren dienten dabei als Orientierungshilfe. Das wurde besonders deutlich, wenn die Forscher den Versuch mit einem Trägermedium wiederholten, das bereits voller Schleimspuren war. Hier hatten die Schleimpilze deutliche Orientierungsschwierigkeiten. Im Schnitt brauchten sie 10 Mal so lange um zum Zuckertropfen zu finden. Die Forscher beschreiben das Konzept der Schleimpilze als eine Art externes Gedächtnis: Sie speichern Informationen über die Vergangenheit in Form ihrer Schleimspur ab.