Französische Forscher haben im Gift der Schwarzen Mamba Substanzen mit stark schmerzstillender Wirkung entdeckt. Die von den Forschern “Mambalgine” getauften Proteinfragmente zeigten in Versuchen mit Mäusen schmerzlindernde Effekte, die ähnlich stark waren wie die von Morphinen. Sie könnten somit zur Basis einer neuen Klasse von Schmerzmedikamenten werden, sagen die Forscher um Sylvie Diochot von der Université de Nice-Sophia Antipolis in Valbonne.
Die Schwarze Mamba ist eine der gefährlichsten Giftschlangen der Erde: Ihr Biss tötet in Afrika jedes Jahr Tausende Menschen. Die bis zu 4,3 Meter lange Schlange lebt oft in der Nähe des Menschen und reagiert sehr aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlt. Sie ist wegen ihrer Schnelligkeit berüchtigt: Sie kann sich mit über 20 Kilometern pro Stunde über den Boden schlängeln. Nach einem Biss kommt oft jede Hilfe zu spät: Ohne Gegengift kann der Tod binnen 20 Minuten eintreten. Dafür sorgt ein raffinierter Cocktail aus unterschiedlichen Toxinen, die auf das Nervensystem, aber auch auf den Herzmuskel des Opfers einwirken.
Einer Giftmischerin auf der Spur
Die Forscher haben mit ihren Analysen nun einen Blick in den Zutaten-Schrank der Giftmischerin geworfen. Dabei entdeckten sie eine neue Klasse von sogenannten Peptiden – organische Verbindungen, die wie Proteine aus mehreren miteinander verknüpften Aminosäuren bestehen, jedoch kleiner sind. Diese ?Mambalgine? beeinflussen auf einzigartige Weise das Nervensystem von Säugetieren, berichten die Wissenschaftler. So zeigten Versuche mit Mäusen, dass sie eine intensiv schmerzstillende Wirkung haben, ohne dabei Schäden zu verursachen. Die Intensität ähnelt der von Morphinen, die derzeit zur Behandlung starker Schmerzen beim Menschen eingesetzt werden.
Die Mambalgine könnten zum Vorbild bei der Entwicklung neuer Schmerzmedikamente werden, sagen die Forscher. Darüber hinaus ergeben sich aus Untersuchungen ihrer Wirkungsweise vielleicht neue Einblicke, wie Schmerz überhaupt entsteht, so das Team. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Medizin von Schlangengiften profitiert: Sie dienten beispielsweise bereits als Vorlage für die Entwicklung einiger blutdrucksenkenden Arzneimittel aus der Gruppe der ACE-Hemmer.
Sylvie Diochot (Université de Nice-Sophia Antipolis in Valbonne) et al.: Nature, doi:10.1038/nature11494 © wissenschaft.de ?
Martin Vieweg