Die aktuellen Untersuchungen sind die bisher umfangreichsten im Rahmen dieser Spurensuche im Erbgut. In der genetischen Vielfalt der Volksgruppen des südlichen und äquatorialen Afrikas spiegelt sich den Forschern zufolge wider, dass hier einst die Wiege des modernen Homo Sapiens stand. Aus den Analysen der Forscher ist aber keine klare geografische Zuordnung möglich. Sie belegen vielmehr die starke Auffächerung und anschließende Durchmischung von Volksgruppen in dieser Region, nachdem sich der moderne Mensch entwickelt hatte.
Den ältesten dieser Zweige repräsentieren den genetischen Vergleichen zufolge die Khoisan, die sich bereits vor etwa 100.000 Jahren von den übrigen Bevölkerungsgruppen abspalteten.“Diese Astgabel ist etwa doppelt so alt wie die, bei der sich die Pygmäen oder die ostafrikanischen Jäger- und Sammler-Völker abgespalten haben?, betont Carina Schlebusch. In den genetischen Vergleichen spiegelt sich auch eine Aufteilung innerhalb der Khoisan wider: Vor etwa 35.000 Jahren teilten sie sich in eine nördliche und eine südliche Untergruppe auf. Den Forschern zufolge entstanden solche sogenannten Diversifikationen durch Landschaftsbarrieren wie beispielsweise Wüsten oder Gebirge.
Die Stämme der Khoisan leben heute verstreut in den Staaten Botswana, Namibia, Südafrika, Angola, Sambia und Simbabwe. Nur wenige dieser zierlich gebauten Menschen haben dem Druck der modernen Lebensweise standgehalten und sind der traditionellen Lebensweise als Jäger und Sammler (Buschleute) beziehungsweise Viehhirten treu geblieben. Eine Besonderheit dieser Menschen ist ihre ungewöhnliche Sprache, die Klick- und Schnalzlaute enthält. Es wurde bereits vermutet, dass die Khoisan-Sprachen ein Relikt der ?Ursprache? des Menschen sein könnten. Kritiker dieser Theorie halten allerdings dagegen, dass es genauso umgekehrt sein könnte und die Khoisan diese Laute erst nach ihrer ethnischen Abspaltung entwickelt haben.