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Warum bekommen Seelöwen keine Taucherkrankheit?

Erde|Umwelt Nachgefragt

Warum bekommen Seelöwen keine Taucherkrankheit?
Dieses Seelöwen-Weibchen wurde für die Studie technisch ausgerüstet. (Foto: Birgitte McDonald)

Bläschen bilden sich im Blut… Wenn Menschen tief tauchen und dann zu schnell wieder nach oben kommen, droht ihnen die Taucherkrankheit. Warum sind aber nicht auch Seelöwen von diesem Effekt betroffen, obwohl sie doch ebenfalls über eine Lunge atmen? Auf dieses Thema hat uns Christian F. aufmerksam gemacht – vielen Dank dafür.

Was die Seelöwen vor der Taucherkrankheit schützt, haben Forscher von der Scripps Institution of Oceanography in San Diego dokumentiert: Wenn die Tiere besonders tief tauchen, kollabiert demnach ihre Lunge. Dadurch wird die Stickstoffaufnahme ins Blut begrenzt, was die Entstehung der Ursache der Taucherkrankheit verhindert.

Das auch Dekompressionskrankheit genannte Phänomen beim Menschen entsteht durch eine zu schnelle Druckentlastung: Ist man beim Tauchen hohem Druck ausgesetzt, löst sich viel Stickstoff im Blut, der auch ins Gewebe gelangt. Bei zu schnellem Auftauchen nimmt die Löslichkeit dieses Gases aufgrund des schwindenden Drucks plötzlich ab. Dadurch bilden sich Stickstoffblasen – ähnlich wie in einer Sprudelflasche beim Aufdrehen Kohlendioxidbläschen entstehen. Im Körper ist dieser Effekt fatal und kann zu Schäden bis hin zum Tod führen.

Die Lunge kollabiert

Wissenschaftler gingen schon lange davon aus, dass ein Lungenkollaps und der dadurch eingeschränkte Gasaustausch der Mechanismus ist, der bei Meeressäugern für eine Begrenzung der Stickstoffaufnahme sorgt und somit die Taucherkrankheit verhindert. Der Nachweis gelang aber erst durch die Arbeit der Forscher um Brigitte McDonald von der Scripps Institution of Oceanography.

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Für ihre Studie pflanzten die Forscher einem weiblichen Kalifornischen Seelöwen unter Narkose eine Messelektrode in ein Blutgefäß ein. Ein auf dem Rücken des Tieres befestigtes Gerät erfasste über diese Sonde die Sauerstoffdaten aus dem Blut. Zusätzlich verfügte es über einen Tiefenmesser und einen Radiotransmitter. Nach einigen Tauchgängen fingen die Forscher die tierische Probandin wieder ein, entfernten alle Geräte und werteten die Daten aus.

Es zeichnet sich ab: Bei etwa 220 Metern findet kein Gasaustausch über die Lunge mehr statt, weil das Organ in sich zusammenfällt, erklären die Forscher. Dadurch wird die Aufnahme von Stickstoff ins Blut verhindert. Die Tiere tauchen dann noch weiter bis zu etwa 500 Meter Tiefe. Beim Auftauchen bläht sich die Lunge wieder bei rund 220 Metern auf, geht aus den Daten hervor. Dazu wird offenbar die in den oberen Atemwegen gespeicherte Luft genutzt und dient erneut der Sauerstoffversorgung.

Quellen: Scripps Institution of Oceanography, Originalveröffentlichung: Royal Society: Biology Letters; doi: 10.1098/rsbl.2012.0743
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