Bereits vor elf Jahren hatten sich Donald Kohn von der University of California und seine Kollegen zum Ziel gesetzt, Knochenmark-Stammzellen der betroffenen Kinder auf gentechnischem Wege mit der funktionstüchtigen Erbanlage auszustatten. Aus diesen Zellen bilden sich die weißen Blutkörperchen, sie sind damit die Grundlage des Immunsystems. Im Verlauf der Studienzeit ist es den Forschern tatsächlich gelungen, ein erfolgreiches Konzept zu entwickeln. Um die Erbanlage ins Erbgut der Stammzellen einzuschleusen, nutzten sie Retroviren als Gen-Fähren: Sie können ihr eigenes Erbgut in das von Wirtszellen permanent einbauen und sie dadurch zwingen, neue Viren zu produzieren. Die Forscher haben den entsprechenden genetischen Einbaukasten der Viren durch das Gen für Adenosin-Desaminase ersetzt. Mit diesen Gentech-Viren infizierten sie anschließend entnommene Knochenmark-Stammzellen der Kinder im Labor und setzten sie den Kleinen anschließend wieder ein zurück. Zuvor hatten die Patienten eine spezielle Chemotherapie durchlaufen, die das Knochenmark zerstört, um Platz für die genetisch verbesserten Zellen zu schaffen.
Bei drei von sechs Kindern schlug die Therapie an, berichten die Wissenschaftler: Die genetisch aufgerüsteten Knochenmarkzellen konnten sich bei ihnen etablieren und mit dem Aufbau eines nachhaltig funktionsfähigen Immunsystems beginnen. Bei einem der Patienten war SCID im Alter von 10 Monaten diagnostiziert worden. Der Junge hatte mehrere Infektionen durchlaufen und war nicht in der Lage, Gewicht aufzubauen. 2008 nahmen ihn die Forscher in die Gentherapie-Studie auf. Heute ist er ein vitaler Fünfjähriger. ?Man kann sich kaum vorstellen, dass er mal so krank war?, sagt Donald Kohn. Mit weiteren acht Kindern läuft nun die zweite Phase der klinischen Studie. Die bisherigen Ergebnisse seien weiterhin sehr vielversprechend, berichten die Forscher. Sie hoffen, die Therapieform bald vielen kleinen Patienten zugänglich machen zu können.