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Grüße vom Rand des Sonnensystems

Astronomie|Physik

Grüße vom Rand des Sonnensystems
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Voyager 1 befindet sich derzeit in einer rätselhaften Übergangsregion zwischen dem Sonnensystem und dem interstellaren Raum. NASA/JPL-Caltech
Die Raumsonde Voyager 1 ist in die Jahre gekommen, muss aber immer noch gewagte Manöver durchführen. Neun Mal ließ das wissenschaftliche Team die Sonde in den vergangenen zwei Jahren um die eigene Achse rotieren, um ein bestimmtes Messinstrument in die richtige Position zu bringen. Das Ergebnis der Purzelbäume: Voyager 1, vor fast genau 35 Jahren am 4. September 1977 zu einer Reise ohne Wiederkehr aufgebrochen, befindet sich immer noch innerhalb der so genannten Heliosphäre, einer Blase, die den Einflussbereich der Sonne markiert. Von der Grenze des Sonnensystems, der so genannten Heliopause, sei Voyager 1 noch ein gutes Stück entfernt, berichten Forscher um Robert Decker.

Wäre Voyager 1 noch auf der Erde, würde die Sonde mittlerweile wie ein Relikt aus grauer Vorzeit wirken. Ihr Computer wäre nicht mal in der Lage, ein iPhone zu starten. Und falls jemals Außerirdische die Botschaft der Menschheit lesen, die die Sonde mit sich trägt, müssten sie einen Plattenspieler anwerfen. Doch Voyager 1 und ihre Schwestersonde Voyager 2 sind nach wie vor auf wissenschaftlicher Mission im All unterwegs.

Nachdem sie das Reich der Planeten verlassen haben, erkunden sie nun die äußersten Regionen des Sonnensystems. Voyager 1 hat sich mittlerweile 18 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Bereits 2004 überquerte die Sonde eine spannende Grenze: Den sogenannten Terminationsschock, wo die geladenen Teilchen des Sonnenwindes abrupt abgebremst werden. In der Übergangsregion, durch die Voyager nun reist, vermischt sich der Sonnenwind mit den heranströmenden Teilchen des interstellaren Mediums.

Bislang hatten Astronomen erwartet, dass die Teilchen des Sonnenwindes in dieser Übergangsregion nicht mehr radial nach außen strömen, sondern von den Teilchen des interstellaren Mediums immer weiter zur Seite abgedrängt werden, je näher sie der Heliopause kommen. Doch wie Decker und seine Kollegen nun berichten, kann von solch einem Abdriften des Sonnenwindes bislang keine Rede sein.

Durch die Rollen von Voyager waren sie in der Lage, die Geschwindigkeit der Teilchen in seitlicher Richtung zu messen. Sie stellten fest, dass die Geschwindigkeit des Sonnenwindes in Richtung Norden (von der Sonne aus gesehen) praktisch gleich Null ist. Andere Messungen hatten bereits ergeben, dass der Sonnenwind an der Position von Voyager 1 auch kaum noch nach außen strömt. Er ist offenbar vollkommen zum Stillstand gekommen. Ob dieses rätselhafte Verhalten auf den Sonnenzyklus zurückzuführen ist oder auf eine ungeahnte Beschaffenheit der Heliopause, können die Forscher noch nicht sagen. Vorerst folgern sie, dass sich Voyager 1 noch nicht direkt an der Heliopause befindet.

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Wann der Veteran die letzte Grenze des Sonnensystems überschreiten und in den interstellaren Raum eintreten wird, ist ungewiss. ?Es ist schwer vorstellbar, dass es noch lange dauern wird?, sagt Ed Stone, der seit 1977 zum wissenschaftlichen Team gehört. ?Aber ich kann nicht sagen, ob es noch Tage, Monate oder Jahre sind.? Auf jeden Fall wird der Übertritt ein historischer Moment: Voyager 1 wird das erste menschengemachte Objekt sein, das das Sonnensystem verlässt und in den interstellaren Raum vordringt.

Robert Decker (The Johns Hopkins University, Laurel, Maryland) et al: Nature, Bd. 489, S. 128, doi:10.1038/nature11441 wissenschaft.de – Ute Kehse
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