Christoph Pöhlker, der am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz arbeitet, und seine Kollegen haben nun den Ursprung solcher sekundären Aerosole im Amazonasbecken untersucht. Das Gebiet eignet sich dafür besonders gut, weil hier keine Partikel aus Industrie, Verkehr oder anderen von Menschen verursachten Quellen in der Luft herumschwirren. Mithilfe einer neuen Aerosol-Analysemethode, bei der die Partikel mit Röntgenstrahlung durchleuchtet werden, konnten die Wissenschaftler einzelne Teilchen auf ihre Zusammensetzung untersuchen.
Das Überraschende: In sämtlichen organischen Aerosolen stellten die Forscher kleinste Mengen Kalium fest. Damit hatten sie nicht gerechnet, weil man bisher davon ausgegangen war, dass die Partikel über dem Amazonas-Regenwald aus rein organischem Material bestehen und durch chemische Reaktionen von Gasmolekülen in der Atmosphäre gebildet werden. Die Ergebnisse zeigen nun jedoch, dass offenbar auch feinste Kaliumsalze als Kondensationskeime dienen können. An ihnen entstehen dann anschließend Tröpfchen, die zusammen Nebel, Niederschlag und Wolken bilden.
Über die Herkunft der Kaliumsalze können die Forscher bislang allerdings nur spekulieren: Sie stammen vermutlich von Pilzen und Pflanzen am Grund des Regenwaldes und werden bei Prozessen wie etwa dem Freisetzen von Sporen in die Luft geschleudert. Die lebenden Organismen nehmen demnach direkt Einfluss auf die Zusammensetzung und die Anzahl der Partikel und somit auch auf die Bildung von Wolken und deren Eigenschaften, erläutert das Team. Der Niederschlag über dem Regenwald wird also von Pilzen und Pflanzen mit fabriziert.
Zusammenfassend könne man sagen, dass der Regenwald als eine Art Bioreaktor fungiert, in dem die Bildung von Wolken und Niederschlag von Partikeln ausgelöst wird, die aus der gleichen Biosphäre kommen, resümieren die Forscher. Durch die Ergebnisse hoffen sie, das Zusammenspiel zwischen Aerosolen, Wolken und Niederschlag und somit das natürliche Klimasystem besser zu verstehen.