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Von hilflosen Vätern und gefräßigen Kindern

Erde|Umwelt

Von hilflosen Vätern und gefräßigen Kindern
Schneckenväter haben es nicht leicht. Erst tragen sie Hunderte oder sogar Tausende Eier auf ihrem Rücken herum, und dann müssen sie sich auch noch alleine um die Erziehung des schleimigen Nachwuchses kümmern ? ohne überhaupt zu wissen, ob sie auch wirklich der Vater der Kleinen sind. Das haben jetzt zwei US-Biologen entdeckt. Und Schneckenkinder zu erziehen, ist nicht einfach, vor allem, weil sich die frisch geschlüpften Mini-Kannibalen gegenseitig auffressen. Doch mit der Bewältigung dieser Strapazen zeigt ein Schneckenmann, dass er ein guter Vater ist.

Die Meeresschnecken Solenosteira macrospira gehören zu den wenigen Tieren, bei denen der Mann für den Nachwuchs verantwortlich ist. Das fängt gleich nach der Paarung an: Die weibliche Schnecke legt ihre Eier auf dem Rücken des Mannes ab ? obwohl nur nur etwa jedes vierte vom Schneckenmännchen selbst befruchtet wurde. Manche Männer tragen daher den Nachwuchs von bis zu 25 Rivalen auf ihrem Rücken, ohne diesen Vertrauensbruch überhaupt zu ahnen. ?Die sexuelle Freizügigkeit der weiblichen Schnecken ist beachtlich?, sagt Stephanie Kamel, eine der beiden Autoren der Studie. Durchschnittlich paaren sich die Schneckenweibchen mit gut einem Dutzend unterschiedlicher Männer.

Stolz ist bei diesen Schnecken fehl am Platz. ?Wenn er Sex möchte, muss er den Preis dafür zahlen?, sagt Rick Grosberg von der University of California, der zweite Autor. Und auch nach der Paarung hat die männliche Meeresschnecke viel zu tun ? allerdings lohnt es sich, denn die fürsorglichsten Väter befruchten auch die meisten Eier. Denn um die Eier auf seinem Rücken zu schützen, nimmt der Schneckenvater einige Strapazen auf sich. Er achtet auf Flut und Ebbe, damit die Eier feucht bleiben und in der Sonne nicht austrocknen. Diese Bemühungen hinterlassen Spuren: Der Schneckenmann verliert an Gewicht. Zum Glück schlüpfen die Kleinen nach etwa einem Monat. Doch nicht alle erblicken das Licht der Welt, viele werden vorher von ihren Geschwistern gefressen.

Nachdem sie dieses Verhalten der Meeresschnecken ausgiebig beobachtet und beschrieben haben, stehen die Wissenschaftler von der University of California nun vor einem Rätsel: Warum setzen sich die Schneckenmänner so für den Nachwuchs ein, obwohl nur ein Viertel der Eier von ihnen befruchtet wurde? Normalerweise investieren die Männer im Tierreich nur dann so viel Zeit und Energie, wenn sie sicher sein können, dass die Kinder auch ihre eigenen sind. Vielleicht, so die Forscher, will das Männchen dem Weibchen zeigen, was für ein toller Hecht ? pardon, Meeresschneckerich ? er ist. Doch vielleicht hat er auch gar keine Wahl – schließlich kann er nicht viel dagegen dagegen tun, dass das Weibchen nach der Paarung ihre Eier auf seinem Rücken fest klebt.

Stephanie Kamel und Rick Grosberg (University of California): Ecology Letters, doi: 10.1111/j.1461-0248.2012.01841.x © wissenschaft.de ? Sabine Kurz
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