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Der göttliche Parasit

Allgemein

Der göttliche Parasit
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Der neu entdeckte paramyxeaische Parasit. Foto: University of Portsmouth
Am Anfang war die Garnele. Sie war geschlechtslos, doch dann befiel sie ein Parasit und machte sie weiblich. Erwachsen geworden schenkte sie neuen Garnelen das Leben. Doch der Parasit steckte auch in ihren Nachkommen und machte alle weiblich. Und so ging es fort und fort, bis alle Garnelen weiblich waren und sie sich nicht länger vermehren konnten?Diese bizarr anmutende Geschichte ist Forschern der University of Portsmouth zufolge tatsächlich Teil der Biologie von Garnelen und anderen Krebstieren.

Ein neu entdeckter Parasit aus der Klasse der Paramyxea ändert nämlich das Geschlecht dieser Meerestiere. ?Neugeborene Krebse sind geschlechtslos und sehr ?offen? dafür, sich in die eine oder andere Richtung zu entwickeln?, sagt Stephen Short, einer der Autoren der Studie. Der Parasit lenkt diese Entscheidung in die weibliche Richtung. Doch wenn zu viele Krebstiere weiblich sind, hat das bedrohliche Auswirkungen auf einen großen Teil des Ökosystems Meer.

Das Prinzip der Verweiblichung durch einen Parasiten war bereits zuvor bekannt. Doch lange dachte man, dass kleine Parasiten namens Microspora ? verwandt mit den Pilzen ? das Geschlecht der Garnelen bestimmten. Die Untersuchungen der Forscher zeigen nun aber, dass die Microspora (Dictyocoela duebenum) sozusagen nur per Anhalter von den Paramyxea mitgenommen werden und gar nicht für den Effekt verantwortlich sind. Die Wissenschaftler gehen also davon aus, dass allein die Paramyxea der Auslöser der Verweiblichung sind.
Jetzt, da der eigentliche Mechanismus bekannt ist, können zukünftig vielleicht Maßnahmen gegen den fatalen Effekt eingeleitet werden. ?Wir können nun endlich die neue Parasiten-Gattung erforschen, die tatsächlich für die Feminisierung der Krebse verantwortlich ist?, sagt Alex Ford vom Meereswissenschaftlichen Institut der University of Portmouth. ?Und das ist wichtig, denn ein Ungleichgewicht der Geschlechter kann ein ernstes ökologisches Problem darstellen. Es betrifft letztendlich auch Arten weiter oben in der Nahrungskette: Meerestiere wie Garnelen und Mollusken sind Nahrung für Seevögel und Fische, was bedeutet, dass die Auswirkungen tiefgreifend sein könnten.?

Die neu entdeckten Parasiten sind nicht die einzigen blinden Passagiere, die einen Einfluss auf das Leben und Verhalten ihres Wirts haben. Wir haben hier ein paar Artikel zu diesem Thema zusammengestellt: Baculoviren bringen Raupen dazu, zu fressen, bis sie platzen und von den Bäumen herunter tropfen und so weitere Raupen infizieren. Gruselig? Noch unheimlicher ist das Verhalten der Juwelwespe, die Kakerlaken mithilfe von Gift zu gefügigen ?Zombies? macht und sie als Brutwirt für ihre Larven benutzt. Und dann sind da noch die Fadenwürmer, die Ameisen wie rote Beeren aussehen lassen, damit diese von Vögeln gefressen werden und der Parasit über deren Kot weiter verbreitet wird.

Stephen Short (University of Portsmouth) et al.: International Journal for Parasitology, doi: 10.1016/j.ijpara.2012.04.014 © wissenschaft.de ? Sabine Kurz
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