Den Ergebnissen von Alain Robichon und seinen Kollegen zufolge dienen den Blattläusen keine Chlorophylle zum Einfangen des Sonnenlichts, sondern verwandte Pigmente ? die Carotinoide. Zwar enthalten auch andere Insekten diese Substanzen, sie werden aber durch pflanzliche Nahrung aufgenommen und nicht wie bei den Erbsenläusen selbst produziert. Die Pigmente bilden eine Schicht direkt unter der Körperoberfläche der Insekten ? eine perfekte Position, um Licht einzufangen, sagen die Forscher. Wenn sie den höchsten Gehalt erreichen, bekommen die Tiere eine grüne Farbe. Produzieren sie dagegen wenig, sind sie fast weiß.
Die Analysen von Alain Robichon und seinen Kollegen zeigten, dass die grünen Läuse deutlich mehr Adenosintriphosphat (ATP) bilden als weiße. Diese Substanz ist einer der Schlüssel-Energieträger im Stoffwechsel aller Organismen. Die Rolle des Lichts bei der Bildung des ATP konnten die Wissenschaftler durch Experimente ebenfalls belegen: Im Dunkeln sank der ATP-Gehalt der Läuse, bei Helligkeit stieg er dagegen an. Darüber hinaus ergaben Spektralanalysen von carotinoidhaltigen Extrakten der Insekten weitere Hinweise auf chemische Reaktionen, die durch Licht ausgelöst werden.
Die Forscher vermuten, dass die Läuse im Lauf der Evolution die zur Carotinoidbildung benötigten Gene von Pflanzen erworben und in ihr Erbgut eingebaut haben. Wie groß der damit verbundene Überlebensvorteil ist, bleibt allerdings noch unklar. Eigentlich sind Blattläuse unter normalen Lebensbedingungen sogar mit Energie überversorgt: Sie sind eher an Proteinen in Pflanzensäften interessiert und scheiden deshalb den überflüssigen Zucker in Form von Honigtau aus. Wenn sie allerdings auf Wanderschaft gehen müssen, könnte ihnen die Sonnenenergie einen Vorteil verschaffen, vermuten die Wissenschaftler.