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Neun neue Millionäre

Astronomie|Physik Technik|Digitales

Neun neue Millionäre
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Höhere Dimensionen: Darstellung einer Calabi-Yau-Mannigfaltigkeit. Solche abstrakten Gebilde gelten vielen Menschen als weltfremd ? doch sie könnten das Fundament des Universums sein. Nun werden kühne Forscher für solche Hypothesen endlich mit einem formidablen Preis gewürdigt.
Dass sich abstraktes geistiges Arbeiten und scheinbar entlegene Grundlagenforschung ökonomisch ?lohnt? und gewürdigt wird, mag für hartgesottene kapitalistische Pragmatisten schwer vorstellbar und sogar ein Ärgernis sein. Aber manchmal wird Reichtum auch zur Anerkennung scheinbar ?weltfremder? Elfenbeinturm-Tätigkeiten verwendet ? der russische Milliardär Yuri Milner hat ein Zeichen gesetzt.

Mit 27 Millionen Dollar Preisgeld, 3 Millionen Dollar pro Person, hat die neu gegründete Milner-Stiftung ihre Fundamental Physics Prize Foundation gestartet. Damit ist der Preis der am höchsten dotierte für wissenschaftliche Leistungen. Zum Vergleich: Wer einen ungeteilten Nobelpreis erhält, ist um ab diesem Jahr um 8 Millionen Schwedische Kronen (900.000 Euro) reicher; bis 2011 betrug das Preisgeld noch 10 Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro), wurde im Juni aber um 20 Prozent gekürzt, um die Aufwendungen und geringeren Renditen der Nobel-Stiftung zu finanzieren.

Künftig soll der Preis für fundamentale Physik jährlich vergeben werden, allerdings nur einmal, nicht wie jetzt zur Einführung neunmal. Gewürdigt werden aktuelle Fortschritte in der Erforschung des Universums im Rahmen von Theoretischer Grundlagenphysik und Kosmologie. Die Hypothesen und theoretischen Durchbrüche müssen noch nicht empirisch bestätigt sein.

Wer wird Millionär?

Für die Preisträger gibt es keine Alterseinschränkungen; sie können auch mehrfach ausgezeichnet werden; und der Preis kann unter verschiedenen Forschern aufgeteilt werden. Nominierungen sind künftig online für jedermann möglich. Gestiftet wurde außerdem ein New Horizons in Physics Prize, der ebenfalls jährlich verliehen werden soll ? in Form von 100.000 Dollar an einen Nachwuchsforscher.

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Die Preisträger sollen einen öffentlichen Vortrag über ihre Forschungen halten (auch das wird online zugänglich gemacht) und somit zur Bildung der Allgemeinheit beitragen, denn die schwierigen Physik-Themen sind medial weltweit unterrepräsentiert. Außerdem werden die Preisträger im Stiftungsbeirat bei der Auswahl künftiger Preisträger mitwirken. Auch der Nobelpreisträger Steven Weinberg ist an Bord.

?Ich hoffe, der neue Preis wird die längst überfällige Anerkennung der größten Köpfe im Bereich der fundamentalen Physik voranbringen?, sagte Yuri Milner. ?Und ich hoffe, er ermuntert auch junge Menschen, sich für die Wissenschaften zu begeistern.? Der 1961 geborene Milner ist seit langem von Wissenschaft und Technik begeistert und wurde als Investor in Internet-Firmen und Geschäftsmann reich. Er machte 1985 an der Universität Moskau einen Abschluss in Theoretischer Physik (eine Dissertation hat er abgebrochen) und wirkt auch am Institut für Physik der Russischen Akademie der Wissenschaften mit. Er wurde maßgeblich von dem sowjetischen Physiker und Menschenrechtsaktivisten Andrei Sacharow geprägt.

Die Preisträger 2012

Diese Woche erhielten die folgenden Forscher den Fundamental Physics Prize und wurden so über Nacht zu Millionären:

? Nima Arkani-Hamed
? Alan Guth
? Alexei Kitaev
? Maxim Kontsevich
? Andrei Linde
? Juan Maldacena
? Nathan Seiberg
? Ashoke Sen
? Edward Witten

Arkani-Hamed, Kontsevich, Maldacena, Seiberg, Sen und Witten haben Herausragendes in der Stringtheorie und verwandten mathematischen Gebieten geleistet; die Stringtheorie vereinigt die Naturkräfte und erklärt die Materie als Anregungsformen von eindimensionalen ?Saiten?. Kitaev wurde durch wichtige Beiträge zur Quantentheorie und -information bekannt. Guth und Linde haben das Szenario der Kosmischen Inflation maßgeblich entwickelt, das erklärt, wie unser Universum nach dem Urknall groß geworden ist.

Fünf der Preisträger waren übrigens letzte Woche auf der Strings2012-Tagung in München (wir berichteten), vier von ihnen hatten dort vorgetragen. Edward Witten ? der bislang einzige Physiker, der bislang mit der Fields-Medaille für herausragende Leistungen in Mathematik ausgezeichnet wurde (15.000 kanadische Dollar) ? hatte letzten Samstag auch einen öffentlichen Vortrag gehalten.

Aufmerksamen Lesern von bild der wissenschaft sind die meisten Preisträger nicht unbekannt. In den letzten zwölf Jahren haben wir über Arbeiten von sieben der neun Forscher berichtet, teils diese sogar in ausführlichen Portraits vorgestellt. Insofern freut sich die Physik-Redaktion von bdw natürlich auch über die Preise und gratuliert herzlich.

RÜDIGER VAAS ist Physik-Redakteur von bild der wissenschaft. In seinem Buch Hawkings neues Universum ? Wie es zum Urknall kam hat er die Arbeiten von zwei der Milner-Preisträgern ausführlich vorgestellt.
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